Schwangerschaft: Was gegen Übelkeit hilft

Das mittlerweile entfernte Posting von Kim Kardashian.
Es hagelte Kritik, nachdem der Reality-TV-Star eine Pille gegen Schwangerschaftsübelkeit empfahl.

Man kann über sie denken, was man will – ihre Breitenwirkung ist enorm: Deshalb ist es nicht belanglos, wenn der schwangere US-Reality-TV-Star Kim Kardashian, 34, in sozialen Medien im Internet ein (in Österreich nicht zugelassenes) Medikament gegen Schwangerschaftsübelkeit bewirbt – noch dazu in Kooperation mit der Herstellerfirma. Die US-Arzneimittelbehörde FDA reagierte prompt mit einem "Warning Letter": Kardashian habe das Präparat als sicherer dargestellt, als es tatsächlich sei, und mögliche Risiken – wie erhöhte Müdigkeit – nicht erwähnt. Kardashian entfernte das Posting rasch – auch aus Angst vor Schadenersatzklagen.

Bei dem US-Präparat handelt es sich um eine Kombination eines älteren Antihistaminikums – eigentlich ein Anti-Allergie-Mittel, das aber auch gegen Übelkeit wirkt – und Vitamin B6. "Bestimmte ältere Antihistaminika und Vitamin B6 verschreiben wir auch in Österreich gegen Schwangerschaftsübelkeit", sagt Univ.-Prof. Christian Marth, Vorstand der Uni-Klinik für Gynäkologie der MedUni Innsbruck: "Hier gibt es kein Risiko für das Kind."

Allerdings betont auch Marth, dass diese Mittel müde machen können: "Darauf muss man auch die Frauen hinweisen – um Risiken etwa beim Autofahren zu verhindern."

Beschwerden können auch gefährlich werden

"Sind die Beschwerden durch die Übelkeit sehr heftig, ist das nicht nur unangenehm für die Frauen – das kann auch gefährlich werden", sagt Univ.-Prof. Wolfgang Schöll von der Universitätsfrauenklinik Graz. "Der Flüssigkeits- und der Elektrolythaushalt können stark gestört werden." In schweren Fällen kann eine stationäre Aufnahme notwendig werden, um mit Infusionen den Flüssigkeits-, Mineral- und Nährstoffhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Zum Einsatz in der Schwangerschaft kommt auch der Wirkstoff Metoclopramid (bekannt als "Paspertin"). "Die beste Datenbank zum Thema Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen – Reprotox – sieht kein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen", betont Schöll. "Wir setzen die Mittel gegen Übelkeit ohne Probleme und mit großem Erfolg ein."

Viele Frauen kommen aber auch ohne Medikamente aus. "Akupunktur und Akupressur helfen sehr gut", betont Marth. Auch Ingwer-Präparate würden vielen Frauen helfen. Herzogin Kate setzte mit Erfolg auf medizinische Hypnose.

Promi-Werbung für Arzneien in Österreich verboten

Bleibt die rechtliche Frage. Generell darf es für rezeptpflichtige Arzneimittel keine Werbung geben, die sich an Laien richtet, betonen Österreichische Apothekerkammer und AGES-Medizinmarktaufsicht. Und auch bei rezeptfreien Produkten darf sich laut Arzneimittelgesetz Laienwerbung nicht "auf eine Empfehlung von Wissenschaftlern, im Gesundheitswesen tätigen Personen oder Personen beziehen, die aufgrund ihrer Bekanntheit zum Arzneimittelverbrauch anregen könnten " – und zu Letzteren zählen "Politiker, Schauspieler, Sportler, Fernsehmoderatoren und Journalisten".

Sollte ein ähnlicher Fall wie jener von Kardashian auch in Österreich bekannt werden, würde die zuständige Behörde ebenfalls aktiv werden, sagt Christa Wirthumer-Hoche, Leiterin der AGES-Medizinmarktaufsicht: "Wir würden der Sache nachgehen und untersuchen, ob es sich noch um freie Meinungsäußerung oder schon um eine verdeckte Werbung handelt."

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