Schwanger werden: Welche Tipps wirklich helfen

Turnübungen beim Sex, Verzehr von grünem Gemüse und ja keine Sauna – Paare, die einen Babywunsch verkünden, erhalten oft kuriose Tipps, wie sie es am besten angehen könnten. Kurier.at sprach mit dem Gynäkologen Univ.-Prof. René Wenzl von der Uniklinik für Frauenheilkunde am AKH Wien über echte Hilfsmittel und gut gemeinte, aber wenig hilfreiche Tipps.

"Grünes Gemüse essen"

Univ.-Prof. René Wenzl: "Die Folsäure in grünem Gemüse unterstützt nicht dabei, schwanger zu werden, allerdings sollten Frauen, die schwanger werden wollen, schon drei Monate zuvor ihre Folsäurespeicher aufbauen. Die Folsäure ist wichtig für Wachstum und Entwicklung des Kindes." Neben grünem und blattreichem Gemüse wie Spinat, Kohlsprossen und Lauch ist Folsäure auch in Vollkornprodukten und Nüssen enthalten. Wenzl: "Auch jodiertes Salz oder Meersalz sollte schon vor der Schwangerschaft aufgenommen werden, um der Schilddrüse ausreichend Jod zur Verfügung zu stellen."

"Sex in der Missionarsstellung und der ,Kerze‘"

Wenzl: "Dass bestimmte Sexstellungen die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erhöhen, sind Geschichten, die sich immer wieder verbreiten. Jedes Paar muss selbst für sich herausfinden, welche Sexstellungen passen. Wenn eine Stellung für das Paar funktioniert, dann ist sie auch für die Reproduktion geeignet."

"Nicht jeden Tag Sex haben"

Wenzl: "Täglicher Sex, aber auch lange Pausen von vier Wochen und mehr reduzieren die Qualität des Samens. Drei Tage Abstand zwischen dem Sex ist das Optimum, um die Samenqualität zu verbessern. Entscheidend ist, dass es je nach Zyklus nur eine Phase von vier bis fünf Tagen gibt, an denen der Geschlechtsverkehr zu einer Befruchtung führen kann. Mehrmals nach dem Eisprung Sex zu haben, wird für eine Befruchtung nicht funktionieren."

"Keine künstlichen Gleitmittel verwenden"

Wenzl: "Künstliche Gleitmittel empfehle ich generell nicht, vor allem solche mit Zusätzen wie Duft- oder Farbstoffen. Besser sind natürliche Fette wie Vaseline."

"Saunabesuche meiden"

Wenzl: "Dieser Tipp bezieht sich auf Männer. Hohe Temperaturen in den Hoden verringern tatsächlich die Samenqualität. Dazu zählen übermäßige Saunabesuche, extreme Radtouren und das häufige Tragen von zu engen Jeans."

"Diätprodukte und Fast Food meiden"

Wenzl: "Diätprodukte haben keinen Einfluss darauf, ob Frauen schwanger werden oder nicht. Man sollte versuchen, eine gesunde Balance bei der Ernährung zu finden. Es ist in Ordnung ab und zu Junk Food und Süßspeisen zu essen, allerdings sind das keine Nahrungsmittel, von denen man sich ernähren sollte. Generell ist wichtig, nicht zu viele Fertigprodukte zu sich zu nehmen, sondern vor allem frische Nahrung."

"Viel Sport machen"

Wenzl: "Ein gesundes Ausmaß an Sport ist gut, um den Endorphinhaushalt positiv zu beeinflussen. Das bedeutet etwa dreimal pro Woche, 45 Minuten low impact Sport, dazu zählt etwa Laufen, Schwimmen oder Radfahren mit einer Herzfrequenz zwischen 120 und 140. Extremer Sport wie ein Marathonlauf kann aber auch hinderlich sein, da er den Körper in Stress versetzt. Körperlicher Stress ist ebenso wie psychischer Stress nicht förderlich, um schwanger zu werden."

Univ. Prof. Dr. René Wenzlist Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Wien sowie Oberarzt an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am AKH Wien.