Schmerz im Knie: Auf keinen Fall zuwarten

Schmerz im Knie: Auf keinen Fall zuwarten
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Weinstabl, Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie in der Wiener Privatklinik, über Knie- und Oberarmprobleme.

Ich habe mir in der Osterwoche beim Skifahren bei einem Sturz das Knie verdreht, seither ist es geschwollen. Was soll ich tun?

Sie sollten sofort eine Magnetresonanztomografie-Untersuchung durchführen lassen. Diese gibt Aufschluss darüber, ob Bänder oder andere Strukturen im Knie verletzt sind. Es kann sich aber auch lediglich um eine Quetschung des Gewebes handeln, die zu einem Reizerguss der Schleimhaut geführt hat. In diesem Fall reichen physikalische Therapien (z.B. Wärmebehandlungen, Reizstromtherapien) und Lymphdrainagen aus.

Was mache ich bei einem Kreuzbandriss?

Ist das vordere Kreuzband gerissen, muss man zunächst den Typ des Risses feststellen. Mit einer in unserem Kompetenzzentrum entwickelten speziellen Methode kann in vielen Fällen das vordere Kreuzband erhalten und mithilfe eines speziellen Bolzens und einer speziellen Nahttechnik wieder dort fixiert werden, wo es ausgerissen ist. Das ist aber nur in der Akutphase – in den ersten acht bis zehn Tagen nach dem Riss – möglich. Ist das Kreuzband hingegen zerfetzt und seine Struktur nicht mehr verwendbar, muss man es durch ein körpereigenes Sehnentransplantat ersetzen. Nur sehr selten heilt ein gerissenes Kreuzband von selbst zusammen. Ein Transplantat kann man in der Akutphase und dann wieder ungefähr ab sechs Wochen nach der Verletzung – nach dem Abkühlen des Gelenks – einsetzen.

Ich habe mir bei einem Sturz beim Sport eine "proximale Oberarmfraktur" zugezogen. Muss so ein Bruch operiert werden?

Bei einem derartigen Bruch des Oberarms nahe des Schultergelenks kommt es auf die Lage der Bruchteile an: Sind sie verschoben, muss operiert werden, damit die Anatomie wiederhergestellt und Bewegung möglich wird. Nicht verschobene Brüche können mit konservativer Therapie, in diesem Fall eine Ruhigstellung im Schlingenverband, behandelt werden. Das Knochenwachstum kann mittels Kernspinresonanztherapie beschleunigt werden.

Ich habe seit einiger Zeit Schmerzen im linken Knie, traue mich aber nicht, zum Arzt zu gehen – weil ich Angst habe, operiert werden zu müssen.

Das ist leider kein Einzelfall. Die Angst vor einer OP lässt viele zuwarten, wodurch wertvollen Zeit vergehen kann. Aber erstens sind Operationen weniger häufig als viele glauben – beim Kreuzband hängt es auch sehr vom individuellen Bewegungs- und Sportverhalten ab. Und zweitens sind in beiden Fällen – mit Operation oder ausschließlich mit konservativer Therapie wie Physiotherapie – die meisten Patienten nachher zufrieden, aber niemals alle. Nirgendwo gibt es eine hundertprozentige Erfolgschance.


Dr. Weinstabl am Tel. (01/526 57 60): Do., 9. 4., 10 bis 11 Uhr. Anfragen per eMail: gesundheitscoach@kurier.at

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