Schluss mit dem Schönheits-Pfusch

Schluss mit dem Schönheits-Pfusch
Ärzte schaffen einen Ehrenkodex für Schönheitschirurgie. Und: Eine Betroffene spricht über ihre verpfuschte Operation.

Ich bereue nicht, dass ich mich zu dem Eingriff entschlossen habe. Was ich bereue, ist, dem Arzt zu sehr vertraut zu haben und mich im Vorfeld nicht noch genauer informiert zu haben." Im Juni 2010 ließ sich Sandra Heyny, 24, ihre Brüste bei einem niedergelassenen Facharzt vergrößern.

Der Chirurg war ihr zuvor von einem Ärzteservice vermittelt worden. "Ich habe mich auch noch im Internet informiert. Heute weiß ich, dass das zu wenig war. Schon bei der Operation hätte ich hellhörig werden müssen." Sie musste für die OP nicht einmal ihre Piercings entfernen. "Nach fünf Stunden wurde ich nach Hause entlassen, den Verband durfte ich mir am nächsten Tag selbst entfernen."

Pfusch

Bald kamen Entzündungen, Schwellungen und Schmerzen. "Der Arzt meinte am Telefon, das sei normal. Dann war er immer öfter nicht erreichbar." Dass BH-Körbchengröße von A plötzlich auf 70 D gewachsen war, sah ihr Operateur auch nicht als Problem. "Dabei habe ich furchtbar ausgeschaut, das passte gar nicht zu mir", erinnert sich die junge Frau.

Auch habe von einer umfassenden Nachbetreuung keine Rede sein können. "Die Nähte hätte ich mir selbst entfernen sollen. Letztendlich musste ich dafür nach München." Damit nicht genug: Als Grund ihrer starken Schmerzen stellte sich ein durchtrennter Brustmuskel heraus. "Den Schnitt hatte er überhaupt um zehn Zentimeter zu tief gesetzt." Die Silikonimplantate mussten vorübergehend entfernt werden. Mittlerweile ist Sandra Heyny zwar zufrieden mit ihrer neuen Oberweite. "Schlimm finde ich, dass es für diesen Arzt keine Konsequenzen gab. Strengere Richtlinien kann ich da nur begrüßen."

Gesundheitsminister Alois Stöger will wie berichtet rasch gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen. In Kraft könnte das Gesetz schon im Frühjahr 2012 treten. Der Schutz von Minderjährigen steht ebenso im Fokus wie eine Qualitätssteigerung. Auch brauche es bessere Information und Aufklärung für die Patienten. Die rechtliche Situation in Österreich ist unklar. Edvin Turkof, plastischer Chirurg: "Jeder Arzt darf sagen: 'Ich betreibe ästhetische oder kosmetische Medizin." Laut Schätzungen kommt es jährlich zu rund 40.000 Eingriffen. Spitzenreiter sind Fettabsaugungen, dicht gefolgt von Brustvergrößerungen.

Mit der Zahl der OP's steigen auch die Beschwerden (2010 um ein Fünftel), betont der Wiener Patientenanwalt Konrad Brustbauer. Auch hier zeigt sich: "Oft ist nach Durchführung eines Prüfverfahrens zwar kein Behandlungsfehler, jedoch ein erhebliches Informationsdefizit der Patienten festzustellen."

Info: Service in Büchern und im Internet

Lesen Möglichkeiten, Risiken, Nebenwirkungen, Operationstechniken: In insgesamt 13 Bänden haben der plastische Chirurg Edvin Turkof und Co-Autorin Elis Sonnleitner mit der "Enzyklopaedia Aesthetica" alle Facetten der Schönheitsoperationen zusammengefasst. Von Fettabsaugung über Brust- und Schamlippenkorrektur bis zu
Eigenfett und Botox. Pro Band zwischen 29,90 und 34,90 €.

Plattform
Fragen, Bedenken oder Verunsicherung mit dem Ergebnis einer Schönheitsoperation? Unter www.derturkof.at beantworten Turkof und andere Experten die Fragen der User. Auch auf der Homepage der Gesellschaft für Plastische
Chirurgie gibt es Rat und Hilfe: www.plastischechirurgie.at. Anlaufstelle sind außerdem die Patientenanwaltschaften in den jeweiligen Bundesländern.

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