Schizophrenie soll verhinderbar werden

Schizophrenie soll verhinderbar werden
Frühe Anzeichen mit Biomarkern erkennbar - sofortige Therapie könnte Spätschäden vorbeugen.

Etwa ein Prozent der Weltbevölkerung leidet an Schizophrenie. Bisher dachte man, der Ausbruch der am meisten stigmatisierten psychiatrischen Erkrankung wäre nicht verhinderbar. Doch diese Auffassung beginnt sich zu ändern. „Wir sollten zu einer Frühdiagnose und zu einer frühen Therapie kommen“, erklärte Dienstagnachmittag der US-Experte Jeffrey Lieberman beim internationalen Psychiatriekongress in Wien.

„Die Verhütung von psychiatrischen Erkrankungen – eine Idee, für die die Zeit gekommen ist“, lautete der Titel des Vortrags des international anerkannten Psychose-Forschers von der Columbia University in New York. Der Experte: „Bis zu den 1950er-Jahren konnten wir für Schizophreniepatienten kaum etwas tun. Man dachte bisher, die Erkrankung wäre schon mit der Befruchtung der Eizelle angelegt, breche irgendwann aus – und man könne am ehesten die Symptome behandeln.“

Erste Anzeichen

Doch das stimmt offenbar nicht. Lieberman: „Natürlich ist eine Psychose ‚angelegt‘. Doch die ersten und ganz frühen Anzeichen könnten nach der Pubertät erkannt werden.“ Zumeist werde eine Schizophrenie erst im frühen Erwachsenenalter bei Auftreten der vollen Symptomatik erkannt, dann nur ansatzweise behandelt – und endet in Rückfällen und einem chronischen Symptomstatus.

"Typische Veränderungen"

Die US-Forscher versuchen, über Biomarker und bildgebende Diagnostik, den Zeitpunkt der Diagnose nach vorn zu verschieben. Der Wissenschafter: „Wir konnten in der bildgebenden Magnetresonanz-Untersuchungen typische Veränderungen feststellen. So kommt es bei Ausbruch der Symptome zu einem erhöhten Blutfluss und somit zu einer erhöhten Stoffwechselaktivität in der CA1-Region des Hippocampus im Gehirn.“ Reihenuntersuchungen haben ergeben, dass sich diese Veränderungen durch eine Therapie mit den herkömmlichen antipsychotisch wirkenden Medikamenten rückgängig machen lässt – später allerdings nicht mehr.

Sinnvoll wären aber besonders Strategien, um die Schizophrenie-Patienten in medikamentöser Langzeittherapie zu halten. Sie beenden die Einnahme der Medikamente oft, wenn sie keine Symptome mehr haben. Die ständige Therapie könnte womöglich jenen Abbau von Strukturen im Gehirn verhindern, der für Langzeit-Psychotiker charakteristisch ist: ein Verlust an Nervenschaltstellen (Synapsen), welcher im Endeffekt auch die intellektuellen Kapazitäten geringer werden lässt.

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