Die Hormonstörung, die oft unerkannt bleibt

5 bis 10 Prozent der Österreicherinnen leiden am PCO-Syndrom.
Viele Frauen leiden, ohne es zu wissen, am Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS). Bei der Behandlung zur Symptomlinderung können individuelle Wege gegangen werden.

Starke Körperbehaarung, Haarverlust am Kopf, unregelmäßige oder gänzlich ausbleibende Regelblutung: Die klassischen Symptome des Polyzystischen Ovarialsyndrom, kurz PCO-Syndrom, werden von betroffenen Frauen oft verkannt. Tatsächlich leiden weltweit jedoch bis zu zwölf Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter an der Hormonstörung. Damit ist das PCO-Syndrom die häufigste hormonelle Störung bei Frauen im Alter von 13 bis 50.

Die ersten Beschwerden können sich mit dem erstmaligen Einsetzen, beziehungsweise Nicht-Einsetzen, der Periode bemerkbar machen. Das PCO-Syndrom kann jedoch auch mit Verzögerung zu einem späteren Zeitpunkt im Leben der Frau auftreten. Denn auch der Lebensstil spielt eine Rolle.

Ursache ungeklärt

"Die genaue Ursache des Polyzystischen Ovarialsyndroms ist immer noch ungeklärt. Man geht von genetischen Faktoren aus. Aber auch Umwelteinflüsse, sprich der Lifestyle einer Frau, können damit zu tun haben. Das betrifft konkret meist die Ernährung", so Dr. Andreas Nather, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe im Wiener Gesundheitszentrum Woman&Health. Erwiesen sei, dass Übergewicht, vor allem eine Fettansammlung am Bauch, sowie die Neigung zu Diabetes und ein erhöhter Insulinspiegel im Blut die Entwicklung des PCO-Syndroms begünstigen.

Schuld sind die männlichen Hormone

Die äußerlich erkennbaren Symptome werden durch eine Überproduktion männlicher Sexualhormone hervorgerufen. Das kann sich in starker Behaarung, Hautunreinheiten sowie dem Haupthaarverlust äußern. "Macht man als Arzt bei Betroffenen einen Hormonstatus, so zeigt sich in den allermeisten Fällen, dass in den Eierstöcken vermehrt männliche Sexualhormone gebildet werden. Das ist von der allgemeinen Hormonproduktion sehr gut abgrenzbar, da es sich auf die Eierstöcke beschränkt", so Nather.

Auch Übergewicht ist ein häufiges Symptom. Grund ist meist ein erhöhter Blutzuckerspiegel. Das überschüssig produzierte Insulin kann die Hormonproduktion und die Eizellreifung negativ beeinflussen, sodass der Eisprung ausbleibt aus und es zu einem weiteren Anstieg männlicher Hormone kommt.

In einem zweiten Schritt gibt einen Vaginalultraschall Aufschluss. Neben dem Ausbleiben der Regel und dem veränderten Hormonhaushalt kann dadurch das dritte charakteristische Symptom, kleine Follikelbläschen an den oft vergrößerten Eierstöcken, ermittelt werden. "Wenn zwei dieser drei Diagnosen gestellt werden, dann spricht man vom PCO-Syndrom."

Bei der Behandlung "über den Tellerrand blicken"

Frauen mit PCO-Syndrom fällt es generell viel schwerer, Kinder zu bekommen. Bei der Behandlung kann man dank intensiver Forschung sehr individuell vorgehen. Generell gilt, dass man möglichst früh mit der Behandlung beginnen sollte, um Beschwerden dauerhaft zu lindern und betroffenen Frauen ein unbeschwertes Leben ohne psychische Belastungen zu ermöglichen.

Grundsätzlich muss man vor der Wahl einer Therapie zwischen Frauen mit und ohne Kinderwunsch unterscheiden. "Klassischerweise behandelt man mit der Pille. Und zwar mit einem Präparat, das die männlichen Sexualhormone gezielt senkt." Recht häufig wird die Pille dabei im Langzyklus gegeben. Das bedeutet, dass die Frau erst recht keine Regelblutung hat und man dadurch die Hormonproduktion noch stärker reduziert.

Bei der Behandlung müsse man jedoch auch immer "über den Tellerrand schauen", so Nather. Zur effektiven Therapie gehört auch eine Änderung des Lebensstils. Leidet eine Patientin an einer Zuckerstoffwechselstörung, muss man beispielsweise mittels Ernährungsumstellung gegensteuern.

Besonders bei Frauen mit aktivem Kinderwunsch ist das wesentlich. "Hier können auch Medikamente verschrieben werden, die den Zuckerstoffwechsel beeinflussen. Präparate, die die Eierstöcke stimulieren und so einen Eisprung provozieren, sind ebenfalls eine Möglichkeit."

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