Österreicher trinken mehr als der Rest Europas
Wenn sich in Österreich etwas ändert, dann spät: Die Rauchergesetzgebung kam rund zehn Jahre nach den ersten Rauchverboten in diversen EU-Ländern. Über den Alkoholmissbrauch und aktuelle Zahlen (Österreicher trinken 43 % mehr Alkohol als der EU-Durchschnittsbürger) wird nonchalant hinweggesehen. Der fließende Übergang von gemütlichem Trinken zu Alkoholismus wird verharmlost oder ignoriert. Alkoholkonsum ist in Österreich eine Bagatelle.
Mediziner und Volkswirt Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien diagnostizierte für Österreich "einen generell zu lockeren Umgang mit dem Thema Alkohol". Auch und vor allem die Politik müsse handeln. Michael Musalek, Leiter des Anton Proksch Instituts: "Es wäre an der Zeit, die Ärmel aufzukrempeln und mehr zu tun. In Österreich ist es besonders leicht, Alkohol zu bekommen – und wer viel verträgt, ist teilweise hoch angesehen. Dabei ist dies das erste Zeichen einer Entwicklung hin zur Abhängigkeit."
Musalek kritisiert: "Falls aber jemand Probleme bekommt und Hilfe benötigt, wird der Konsum dramatisiert. Entweder wird Alkohol verherrlicht oder verdammt." Studienergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Österreicher (56 Prozent, Anm.) über eine begrenzte Gesundheitskompetenz verfüge, erklärt Jürgen Pelikan vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Gesundheitsförderung. Aber: "Je höher die Gesundheitskompetenz, desto besser wurde die eigene Gesundheit eingeschätzt. Diese Menschen machen auch häufiger Sport, haben weniger Übergewicht, allerdings gibt es keinen Unterschied beim Rauchen und beim Alkoholkonsum." Einig sind sich alle Experten darin, dass es in Österreich an beratenden Einrichtungen fehlt.
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