Nutellagate: Risikofaktor Palmöl - und was dahinter steckt

Schmeckt Nutella überall gleich? Nein, der Aufstrich sieht auch nicht überall gleich aus. In den südlichen Ländern schmeckt Nutella süßer und glänzt stärker. Je nach Rezeptur schlagen 100 Gramm mit 514 Kalorien und 547 Kalorien zu Buche. Zwei Teelöffel enthalten 200 Kalorien und elf Gramm Fett.
Krebsrisiko durch Palmöl im Schokoaufstrich? Die Fakten.

Für viele gehört der cremige Genuss einfach dazu: Nutella gilt als „der“ Klassiker unter den Schokoaufstrichen. Die besondere, glänzende Textur ist dem in Nutella enthaltenen Palmöl zu verdanken. Und das ist der Knackpunkt, der Konsumenten derzeit verunsichert. Denn seit die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (ESFA) vor einem Krebsrisiko durch Palmöl gewarnt hat, gibt es dazu zahlreiche Meldungen. Doch was steckt dahinter?

1. Ja, Nutella enthält Palmöl. Laut Hersteller Ferrero wird jedoch ein eigenes Verfahren genutzt, das die gefährlichen Kontaminationsstoffe reduziert – es werde nicht so hoch erhitzt, was das Risiko reduziert. Das sei kostenintensiver und verlängere den Herstellungsprozess. Daher rückt der Hersteller auch nicht von der Verwendung des umstrittenen Palmöls ab.

2. Richtig, andere Hersteller und auch Supermarktketten haben Produkte, die Palmöl enthalten, bereits verbannt. Der Backwarenproduzent Barilla etwa oder Italiens größte Supermarktkette Coop. Er hat Produkte, die das Öl enthalten, aus den Regalen entfernt bzw. seine Produkte mit neuen Rezepturen versehen, die kein Palmöl enthalten. Die französische Umweltministerin hat bereits im Jahr 2015 aufgerufen, Nutella zu boykottieren.

3. Wer jetzt auf Nutella verzichten möchte, sollte wissen: Palmöl ist omnipräsent. Es ist in Lippenstiften, Margarine, Waschmitteln, Back- und Süßwaren enthalten. Es ist das am meisten verwendete pflanzliche Öl und steckt in jedem zweiten Produkt im Supermarkt. Zuletzt zeigte sich in einem großen Weihnachtskekse-Check von Global 2000 und Südwind, dass 80 Prozent aller im Handel erhältlichen Kekse Palmöl enthalten. In diesen Produkten steckt garantiert Palmöl drin, so die Umweltberatung: Blätterteiggebäck, Brotaufstrich, Dessertcreme, Eis, Fertigpizza, Fertigsuppen, geröstete Erdnüsse, Kekse, Knabbergebäck, Knäckebrot, Kochreme, Kuchen, Margarine, Müslimischungen, Müsliriegel, Schlagcreme, Schlagobersersatz, Schnitten, Schokoaufstrich, Schokolade mit Cremefüllung, Schokoriegel, Suppenwürze, Süßigkeiten, Veganer Käse, Würzpaste. Wer palmölfrei essen möchte, sollte bei all diesen Produkten daher ganz genau auf die Zutatenliste achten.

4. Problem Nr. 1 am Palmöl ist dessen Herkunft und Herstellung. Palmöl-Anbau vernichtet Lebensraum – es müssen dafür Regenwälder gerodet werden. In Ländern, wo sehr viel Palmöl produziert wird, kommt es immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen, wie etwa in Indonesien und Malaysien. Gleichzeitig steigt die Nachfrage stetig. Problem Nr. 2 betrifft die Gesundheit. Daher wird aus ernährungsphysiologischer Sicht geraten, Palmöl vom Speiseplan zu streichen. Palmöl ist reich an gesättigten Fettsäuren, die wirken negativ auf den Cholesterinspiegel im Blut. Dies wiederum führt zu Gefäßverkalkung oder Diabetes, Typ 2. Zum Verdacht, dass Palmöl karzinogen (krebsauslösend) sein könnte: Wenn Palmöl hoch erhitzt wird, können Fettsäureester entstehen – und diese gelten als krebserregend. In der Weiterverarbeitung ist das meist so: Dort wird Palmöl so verarbeitet, dass es meist auf 200 Grad erhitzt wird. Dabei entstehen besagte Glycidyl-Fettsäureester, vor denen die ESFA gewarnt hat.

5. Die wesentliche Fragen: Ist Palmöl durch ein anderes Produkt zu ersetzen? Und wie entkommt man dem Konsum des Öls? Die Antwort darauf ist schwierig. Ein Faktor sei zumindest die nachhaltige Produktion des Öls, wenngleich auch dafür Regenwald gerodet werden muss. Selbst der WWF sprach sich gegen ein vollständiges Verbot von Palmölerzeugung aus – denn stattdessen müsste es einen Ersatz geben: Öl aus Soja, Sonnenblumen, Raps oder Kokos – wofür wiederum große Anbauflächen nötig seien, um den enormen Bedarf zu decken. Nachhaltige Anbaubedingungen gelten daher als zentrale Maßnahme. Ein wichtiger Schritt sei es, weniger industriell verarbeitete Nahrungsmittel, die Fett enthalten, zu konsumieren. Wer vor allem frisch zubereitete Nahrung aus heimischen Produkten zu sich nimmt, umgeht Essen, das Palmöl enthält. Man könnte damit den Konsum auf etwa die Hälfte reduzieren.

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