Kinder von Rauchern leiden als Erwachsene

Das Risiko für Herzinfarkte ist bei Kindern von Rauchern deutlich höher als bei Kindern von Nichtrauchern.
Das Risiko für Herzinfarkte ist deutlich höher als bei Kindern von Nichtrauchern.

Eine finnische Studie belegt, wovor Ärzte schon lange warnen: Erwachsene, die im Kindesalter dem Passivrauch der Eltern ausgesetzt waren, leiden deutlich öfter unter Artherosklerose und haben ein höheres Herzinfarkt-Risiko als Kinder von Nichtrauchern, berichtet Prim. Univ.-Prof. Franz Weidinger, Präsident der Österreichichen Kardiologischen Gesellschaft anlässlich der Jahrestagung.

"Die finnischen Daten zeigen also, dass Kinder, die Tabakrauch ausgesetzt sind, ein Leben lang unter den Folgen leiden." Blutproben belegten zudem einen höheren Spiegel des Nikotin-Abbauprodukts Cotinin. Das Risiko für beginnende Verkalkungen der Halsschlagadern war damit vierfach höher.

Die geplante Novelle des österreichischen Tabakgesetzes, das etwa ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie vorsieht, sei aus Sicht der Kardiologie zwar ein Schritt in die richtige Richtung. "Allerdings kommt es sehr spät, die Übergangsfrist bis 2018 ist viel zu lang und es enthält nach wie vor Schlupflöcher", kritisiert Weidinger. Denn nicht nur die finnische Studie belege die Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit strenger Tabakgesetze.

Strenge Gesetze

"Die Rauchfrei-Gesetzgebung in vielen Ländern führte zu einer signifikanten Reduktion an Spitalsaufnahmen und Tod durch kardiovaskuläre Erkrankungen." Die Auswertung von 45 Studien habe etwa gezeigt, dass der Rückgang nicht nur mit der Strenge der Gesetze zusammenhängt, "sondern dass auch andere Herzerkrankungen und Schlaganfälle seltener werden, wenn die Menschen weniger Tabakrauch ausgesetzt sind". Je strenger also die Gesetze, desto mehr würde sich das messbar positiv auswirken.

Weidinger will damit auch jene Argumente entkräften, die in Rauchverboten eine Freiheitsbeschränkung postulieren. "Wenn man die große Belastung durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Krebs in Betracht zieht, kann das kommende Tabakgesetz nur befürwortet werden. Weitere Nichtraucherschutzmaßnahmen scheinen uns aber angesichts der Datenlage unumgänglich."

Aktuelle Daten im renommierten New England Journal of Medicine haben gezeigt, dass die weltweite Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen zwischen 1990 und 2013 um 41 Prozent gestiegen ist. 2013 starben weltweit 17 Millionen Menschen daran. In Zentral- und Westeuropa konnte die Herz-Gesundheit zwar erhöht werden, doch gerade so viel, um die Bevölkerungsalterung auszugleichen. Weidinger: "Das sollte dazu motivieren, Maßnahmen wie das Rauchverbot und die Cholesterinsenkung mit allen Kräften zu unterstützen."

„Das Thema Cholesterin-Lüge kann man getrost abhaken“, sagt Univ.-Prof. Gerald Maurer, Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie an der MedUni Wien. „Alle Studien zeigen, dass eine weitere Senkung von LDL noch mehr bringt. Je niedriger, desto besser.“

Bis Ende des Jahres sollen in Österreich neue Medikamente (PCSK9-Inhibitoren) auf den Markt kommen, die eine extreme Cholesterinsenkung möglich machen. Diese Biologika kommen für Patienten infrage, die genetisch unter einem extrem hohen Cholesterinspiegel leiden. Außerdem eignen sie sich für jene, die mit der Statinbehandlung nicht in den Zielbereich kommen oder unter einer Statinunverträglichkeit leiden.

„Die Sorge, ein niedriger LDL-Spiegel könne schädlich für das Nervensystem sein, hat sich bisher nicht bewahrheitet. Man wird sich das weiter anschauen“, sagt Maurer, der damit rechnet, dass es in den nächsten Jahren zu einer weiteren Senkung der Zielwerte für Hochrisikopatienten auf 50 mg/dL oder darunter kommt.

Die Wirksamkeit von HDL-Cholesterin als Schutz sei im Vergleich dazu viel komplexer. „Wenn es medikamentös erhöht wird, haben sich keine Vorteile gezeigt.“

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