Neurologische Erkrankungen nehmen zu

Parkinson, Demenz, Multiple Sklerose, Schlaganfall oder Epilepsie - neurologische Erkrankungen nehmen weltweit zu. Der derzeit in Wien stattfindende Welt-Neurologie-Kongress zeigt, dass die Herausforderung vor allem in Früherkennung und der Entwicklung neuer Therapien liegt.

Dementspechend intensiv wird das Theme weltweit beforscht. Im Wiener Messezentrum werden im Lauf des Welt-Neurologie-Kongresses zahlreiche neue wissenschaftliche Studien präsentiert. Ein Überblick.

Parkinson

Die rege Forschungstätigkeit zeigt sich besonders am Schwerpunktthema Parkinson. Fortschreiten oder Entstehung der Erkankung können bis dato nicht verhindert werden. "Hoffnungen entstanden abe durch die Entdeckung neuer molekularer Schlüsselereignisse in den Nervenzellen von Parkinson-Patienten", sagt Univ.-Prof. Werner Poewe von der MedUni Innsbruck. Unter anderem wurde die Verklumpung spezielle Eiweißbestandteile (Alpha-Synuklein) entdeckt. Aufgrund dieser Erkenntnisse sollen Therapien entwickelt werden, die den eigentlichen, krank machenden Zellmechanismus angreifen.

Fortschritte gibt es auch in der Früherkennung. Mittels Biomarker-Forschung wolle man Risikopatienten mögilchst früh identifizieren, so Poewe. Aufmerksamkeit erregte die Studie kroatischer Forscher. Sie fanden heraus, dass ein beeinträchtigter Geruchssinn mit dem Parkinson-Risiko korrelliert. Einfache Geruchstests oder Ultraschalluntersuchungen erwiesen sich in ihrer Beobachtungsstudie als praktikables Diagnosemittel. Denn bei 75 Prozent der untersuchten Parkinson-Patienten verzeichneten sie eine Störung des Geruchssinnes.

Mit einer speziellen Jod-Injektion und speziellen Kameras können mittlerweile sogar die Dopamin-freisetzenden Nervenzellen dargestellt werden. Dieses Testverfahren habe sich in ihrer Studie als präzieses Werkzeug zur Früherkennung bewährt, so die Mitglieder einer internationalen Studiengruppe.

Bewegung fördert Gehirnfunktion

Körperliche Betätigkeit beschleunigt das Denkvermögen und fördert im Alter wichtige Gehirnfunktionen. Zu diesen Ergebnissen kam die europäische LADIS-Forschungsgruppe in einer groß angelegten Studie. Dass Bewegung dem geistigen Abbau im Alter entgegenwirkt, ist zwar bekannt, betont Univ.-Prof. Franz Fazekas, MedUni Graz, der wesentlich an der Stuie mitarbeitete. "Unklar war jedoch bisher, welche kognitiven Bereiche durch körperliche Aktivität beeinflusst werden." 282 Personen mit durchschnittlich 73 Jahren, die nicht an Demenz litten, nahmen an der drei Jahre dauernden Studie teil. Die Sportlichen unter ihnen wiesen sowohl zu Studienbeginn als auch nach drei Jahren bessere Werte bei wichtigen Gehirnfunktionen auf. Ein weiterer Vorteil laut Fazekas: "Bei körperlich aktiven Menschen arbeitet das Hirn schneller als bei inaktiven."

Japanische "Demenz-Diät"

Der Ernährungsstil der Japaner - also viel Gemüse, Sojabohnen, Algen und Milchprodukte sowie viel grüner Tee - könnte dazu beitragen, Demenzerkrankungen vorzubeugen. Die Ergebnisse zweier Studien präsentierten japanische Foscher auf dem Welt-Neurologie-Kongress in Wien. Sie untersuchten 15 Jahre lang das Ernährungsverhalten von mehr als 1000 Japanern zwischen 60 und 79 Jahren. Die seltensten entwickelten jene Teilnehmer eine Demenzerkrankung, die am häufigsten Sojabohnen und -produkte, Gemüse, Algen und Milchprodukte konsumiert hatten, aber nur wenig Reis. Günstig wirkte sich auch der Konsum von grünem Tee aus.

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