Neue Therapie bei Prostata-Krebs in Sicht

Neue Therapie bei Prostata-Krebs in Sicht
Ein Medikament, das bereits gegen Hautkrebs eingesetzt wird, gibt auch bei fortgeschrittenem Prostata-Krebs Hoffnung.

Die häufigste Krebsart bei Männern hat einen weiteren Widersacher. Ipilimumab dürfte Patienten selbst dann noch helfen, wenn die herkömmlichen Hormon- und Chemotherapien schon ausgeschöpft sind. Das zeigt eine internationale Studie unter Beteiligung der MedUni Wien, die soeben im Fachjournal The Lancet Oncology veröffentlicht wurde. Der Onkologe Univ.-Prof. Michael Krainer spricht sogar von einem „Wunder, dass die Immuntherapie auch in einem so späten Stadium der Erkrankung eine so deutliche Wirkung zeigt.“ Seine Arbeitsgruppe Urologische Tumore hat seit 2002 mehrere Hundert Patienten in 17 klinische Studien aufgenommen.

Erst vor wenigen Jahren wurde Ipilimumab als wirksame Immuntherapie gegen Hautkrebs zugelassen. Krainer: „Wir hatten schon länger die Vermutung, dass das Immunsystem auch beim Prostatakarzinom eine entscheidende Rolle spielt.“ 2009 wurde daher die erste Studie bei Patienten durchgeführt, bei denen alle anderen Therapien bereits erschöpft waren. „Sogar in diesem späten Stadium zeigte das Medikament ein gutes Ansprechen und eine Verbesserung der Symptome.“

Wirkungsweise

Die Antikörper von Ipilimumab aktivieren das Immunsystem und schalten seine Bremsen aus. Das hat allerdings auch Nachteile, denn so kann sich das Immunsystem nicht nur gegen Krebszellen, sondern auch gegen den eigenen Körper richten. Die möglichen Nebenwirkungen reichen von entzündlichen Darmerkrankungen bis hin zu Rheuma. „Ipilimumab ist keine Wunderpille“, warnt Krainer. „Wir bewegen uns bei der Therapie auf einem schmalen Grat. Wie bei jeder wirksamen Therapie gibt es auch hier Nebenwirkungen.“

Alternativ gibt es eine andere Immuntherapie, die derzeit allerdings nur in den USA zugelassen ist. Bei der dendritischen Zelltherapie werden dem Körper in einem aufwendigen Verfahren Abwehrzellen entnommen, mit einer Substanz (einem Antigen) gekoppelt und dem Körper wieder zugeführt. Ipilimumab wird hingegen wie ein einfaches Medikament verabreicht.

Zulassung

So wie die dendritische Immuntherapie ist auch Ipilimumab derzeit noch nicht in Österreich zugelassen. Bis 2015 läuft eine weitere Studie an Patienten in einem früheren Stadium mit besserer Prognose und einem besseren Allgemeinzustand. Krainer: „Die nächste Studie ist wieder ein Schritt nach vorne. Immuntherapien wirken umso besser, je weniger Tumor da ist. Es ist sinnvoll, sie früh anzuwenden.“

Da Ipilimumab in Österreich bereits gegen Hautkrebs zugelassen ist, dürfte die Zulassung gegen Prostatakrebs nicht lange auf sich warten lassen – vorausgesetzt, die Studien belegen die Wirksamkeit. Krainer rechnet damit, dass das Medikament in wenigen Jahren zugelassen wird.
Prostatakrebs ist weltweit die sechsthäufigste Todesursache infolge von Krebs. In Österreich wurden 2011 rund 4700 neue Fälle diagnostiziert – rund 1150 Patienten starben an den Folgen.

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