Neue Erkenntnisse: So wirkt Musik auf das Gehirn

Neue Erkenntnisse: So wirkt Musik auf das Gehirn
Jazz und Klassik lösen unterschiedliche Prozesse aus.

Eine aktuelle Studie zeigte, dass das Gehirn von Klassik- und Jazzpianisten extrem fein auf die jeweilige Musikrichtung abgestimmt wird. Denn Musik zu spielen beansprucht ein kompliziertes Zusammenspiel veschiedener Fähigkeiten, die sich in stärker ausgeprägten Gehirnstrukturen widerspiegeln. Die Hirnaktivitäten unterscheiden sich selbst dann, wenn beide das gleiche Stück spielen, schreiben die Forscher des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. Der Grund könnten unterschiedliche Fähigkeiten sein , die die Musikrichtungen fordern und die sich im Gehirn etabliert haben. Das erschwert übrigens auch den Wechsel zu anderen Musikstilen.

Unterschiedliche Bewegungsabläufe

Ein wesentlicher Unterschied zwischen klassischen und Jazzpianisten liegt etwa in der Planung von Bewegungen beim Klavierspiel. Die Gewichtung davon, was sie spielen und wie sie es spielen, ist unterschiedlich, fanden die Leipziger Forscher heraus. "Tatsächlich konnten wir die bei Jazzpianisten trainierte Flexibilität bei Planen von Harmonien während des Klavierspiels auch im Gehirn sehen", erklärt Roberta Bianco, Erstautorin der Studie. Wenn es darum ging, ungewöhnliche Fingersätze zu nutzen, zeigten wiederum die klassischen Pianisten die besseren Fähigkeiten. Das zeige, wie fein sich das Gehirn auf seine Umgebung einstelle.

Demenz: Weniger Medikamente durch Musik

Musik wirkt auch positiv auf Demenzpatienten, daher kann sie auch in der Therapie eingesetzt werden. Die Wirksamkeit in der Demenzpflege wurde allerdings noch nicht gut untersucht. In einer umfangreichen Studie wollten US-Forscher in diesem Bereich Daten liefern. Sie setzten dafür das sogenannte "M&G"-Programm (Musik- und Gedächtnis-Programm) ein, das speziell zur Behandlung von Verhaltensauffälligkeiten und psychologischen Symptomen bei Demenzpatienten entwickelt worden ist. Untersucht wurden in Summe mehr als 25.000 Demenz- und Alzheimerpatienten in US-Pflegeheimen. Die Hälfte davon erhielt sechs Monate lang M&G, die andere Hälfte nicht.

In der M&G-Gruppe erhielten die Patienten speziell auf ihre Vorlieben und ihre Geschichte zugeschnittene Musik zum Anhören. Damit ließ sich bei den Erkrankten die Dosis der angstlösenden und antipsychotischen Medikamente reduzieren. In den Heimen, die M&G anwendeten, wurden auch bei einer größeren Patientenzahl weniger Verhaltensauffälligkeiten festgestellt, als in der Kontrollgruppe. Ebenso zeigten sich weniger psychologische Symptome als vor dem Beginn der Studie. Die Arbeit lege nahe, dass individualisierte Musik einen wertvollen therapeutischen Beitrag zum Pflegeheimalltag dementer Patienten liefern könnte, folgern die Autoren.

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