Bringen Bluttransfusionen die ewige Jugend?

Bringen Bluttransfusionen die ewige Jugend?
In den USA lässt ein Unternehmer mit einer neuen Verjüngungskur aufhorchen. Experten sind skeptisch.

"Junges Blut" hat in einer noblen Privatklinik in Kalifornien soeben eine neue Bedeutung bekommen: Wer mag, kann sich dort nun Blutplasma – also Blut ohne Blutzellen – von Teenagern und jungen Erwachsenen injizieren lassen, um etwas von deren Jugendlichkeit abzubekommen. Spätestens einen Monat nach der Zwei-Liter-Infusion seien erste Verbesserungen sichtbar, beteuert Unternehmer Jesse Karmazin, der das verjüngende Unterfangen mit seinem Start-up Ambrosia möglich gemacht hat. Bisher läuft die blutige Verjüngungskur als Testversuch, für den die Teilnehmer tief in die Tasche greifen: 8000 US-Dollar kostet die Behandlung – ergibt bei angedachten 600 Probanden eine beachtliche Summe von 4,8 Millionen US-Dollar.

Agile Mäuse-Opas

Nicht nur wegen der hohen Kosten – Kritiker wittern unethische Geschäftemacherei – ist die Anti-Aging-Infusion umstritten. Der verjüngende Effekt einer solchen Kur sei keineswegs belegt, werfen Wissenschaftler dem 31-jährigen Princeton-Absolventen Karmazin vor.

Dieser beruft sich auf eine Studie der University of California, die vor einigen Jahren internationales Aufsehen erregte: Forscher verabreichten alten Mäusen einen Schuss Blut von jungen Artgenossen – und siehe da, die Senior-Nagetiere waren plötzlich wieder agiler, stärker und gesünder. Sogar ihr Fell glänzte wieder, berichteten die Wissenschaftler.

Bringen Bluttransfusionen die ewige Jugend?
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Ein erfolgreicher Versuch an Mäusen hieße jedoch noch lange nicht, dass eine Bluttransfusion auch Menschen verjüngen könne, meint auch Markus Metka, Gynäkologe und Anti-Aging-Spezialist in Wien. "Fix ist nur das Ergebnis der Mäuse-Studie, und das ist hochinteressant. Beim Menschen hat man wissenschaftlich aber noch keine klare Antwort."

Der Gedanke, durch das Blut Jüngerer die eigene Alterung auszutricksen, sei uralt, berichtet Metka: Schon vor 300 Jahren habe sich ein Papst in der Hoffnung auf ewige Jugend das Blut eines Jünglings injizieren lassen. Die riskante Kur bewirkte genau das Gegenteil: Das Kirchenoberhaupt starb an einer Blutunverträglichkeit. "Natürlich sind wir heute weiter als damals", sagt Metka. "Aber von einem Durchbruch kann noch keine Rede sein."

Dieser könnte eines Tages aus dem Silicon Valley vermeldet werden. Im Start-up-Mekka boomt das Geschäft mit dem Jugendwahn: PayPal-Gründer Peter Thiel hat Millionen in die Anti-Aging-Forschung investiert, Google mit "Calico" gar ein eigenes Biotechnologieunternehmen gegründet, das Mittel gegen den Alterungsprozess finden soll.

Krankheiten verhindern

Tausende Kilometer weiter östlich ist die verjüngende Blutwäsche bereits Usus, berichtet Metka. Dabei handle es sich um eine moderne Interpretation des früher so beliebten Aderlasses: "Die Chinesen betreiben das im großen Stil. Das Blut wird gewaschen, in speziellen Filtern bleibt alles hängen, was alt macht: verbrauchte Eiweißkomplexe, Blutfette, Schwermetalle. Es ist unglaublich, was da für ein ‚Dreck‘ rauskommt. Vor allem, wenn die Person eine schlechte Lebensweise hat, also zum Beispiel Kettenraucherin ist. Es hat natürlich einen verjüngenden Charakter, wenn man diesen unnötigen Müll aus dem Blut filtern kann." Früher oder später wird sich die kostspielige Behandlung auch bei uns durchsetzen, ist Metka überzeugt.

Blutwäschen, bei denen zum Beispiel Blutfette herausgefiltert werden, werden auch in Österreich schon durchgeführt. "Dadurch hat man ein deutlich geringeres Risiko an Herzkreislauferkrankungen", sagt Metka. Durch das Herausfiltern von Abbauprodukten, die sich im Laufe der Jahre im Blut ansammeln, könnten in Zukunft Krankheiten wie Alzheimer, Osteoporose oder Diabetes verhindert werden, glaubt der Mediziner. "Und darum geht es letztlich beim Anti-Aging."

Vor einigen Jahren schockte Kim Kardashian ihre Fans mit einem gruseligen Twitter-Foto: Der Social-Media-Star war darauf mit blutverschmiertem Gesicht zu sehen. Kardashian (36) hatte eine Verjüngungskur ausprobiert, bei der Eigenblut im Gesicht verteilt wird.

Für das sogenannte "Vampire Facial" wird Plasma aus dem eigenen Blut gefiltert und in die Gesichtshaut injiziert. Statt die Falten aufzupolstern – wie es bei Botox der Fall ist –, soll die Eigenblutbehandlung die Regeneration der Zellen anregen und so die Gesichtshaut straffen. Auch Supermodel Bar Refaeli schwört darauf – einen wissenschaftlichen Beleg gibt es allerdings (noch) nicht.

Hollywoodstar Teri Hatcher dürfte bei ihrer bevorzugten Anti-Aging-Behandlung ganz ähnlich aussehen – ihr Trick ist allerdings nicht ganz so schmerzhaft. Die 52-Jährige badet angeblich in Rotwein, weil dieser die Haut geschmeidig machen soll. Kollegin Gwyneth Paltrow glättet ihr Gesicht hingegen mit einer Creme, in der Schlangengift enthalten ist. Dieses soll eine ähnliche Wirkung wie Botox haben.

Auch Demi Moore schwört auf tierische Hilfe bei ihrer Beauty-Routine: Die Schauspielerin ließ sich Blutegel ansetzen, die an der Haut saugen und das Blut reinigen sollen. Die Ekel-Therapie fand übrigens in einer österreichischen Klinik statt.

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