Bonus fürs Impfen statt Straf-Drohungen

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Nach Italien und Deutschland steigt in Österreich der Druck, die Impfrate zu erhöhen.

In Italien dürfen ungeimpfte Kinder künftig nicht in Kindergarten und Schule. Die Behörden drohen den Eltern sogar mit Bußgeldern und dem Entzug der Fürsorge. Auch in Deutschland gehen die Wogen rund um die Impfdebatte hoch: Kindertagesstätten sollen Eltern, die eine Impfberatung verweigern, dem Gesundheitsamt melden – dieses könnte dann Strafen bis zu 2500 Euro verhängen.

Von solchen rigiden Maßnahmen ist man in Österreich noch sehr weit entfernt – die Behörden setzen nach wie vor auf Informationskampagnen und Aufklärung. Und so kann es passieren, dass es heuer mit bisher 78 Masernfällen schon mehr Erkrankungsfälle gibt als im gesamten vorigen Jahr. Noch dazu sind zwölf davon bei Gesundheitspersonal aufgetreten – das ist besonders heikel, weil der Kontakt zu ungeschützten Menschen, die wegen einer Erkrankung nicht geimpft werden können, oder etwa Säuglingen, höher ist.

Eine generelle Impfpflicht ist im österreichischen Gesundheitsministerium nach wie vor nicht angedacht, "wir prüfen aber gerade, welche Maßnahmen im Bereich des Gesundheitspersonals gesetzt werden können, um die Ansteckungsgefahr in diesem Bereich zu minimieren", lautet seit Monaten dieselbe Stellungnahme des Ministeriums zu der Causa.

"Staat muss handeln"

Angesichts der Gesetzesänderungen in den Nachbarländern werden nun aber auch hierzulande immer mehr Stimmen laut, die vom Ministerium mehr Tatendrang fordern. "Der Staat darf nicht nur handeln, er muss sogar", fordert Volksanwalt Günther Kräuter etwa in einem Gastkommentar in der Wiener Zeitung eine Impfpflicht ein. Statt drastischer Strafen bei Nicht-Einhaltung sollen staatliche Zuwendungen wie beim Mutter-Kind-Pass die Impfskeptiker überzeugen. Dem stimmt auch Patientenanwalt Gerald Bachinger zu: "Zeckenimpfungen soll jeder handhaben wie er will. Aber bei Masern etwa geht es um den Schutz des Patientenkollektivs. Da bin ich durchaus für mehr Nachdruck, statt nur aufzuklären und Empfehlungen zu geben. Es braucht ein Bonus-System oder man kann nur in den öffentlichen Kindergarten, wenn der Impfstatus nachgewiesen wird."

Noch strenger sieht der Patientenanwalt das bei Gesundheitspersonal: "Da hat man ungeimpft gar nichts verloren. Ich will niemandes Individualrecht einschränken, aber es geht um den höheren Schutz."

Der Impfreferent der Wiener Ärztekammer, Rudolf Schmitzberger warnt davor, dass eine generelle Impfpflicht eine negative Gegenstimmung erzeugen könnte. In Südtirol habe so ein Vorgehen die Impfverweigerung drastisch erhöht. "Eine generelle Impfpflicht wird – so wünschenswert das wäre – nicht kommen."

Bonus fürs Impfen statt Straf-Drohungen
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Ein Belohnungssystem hält hingegen auch Schmitzberger für vernünftig. "In Oberösterreich bekommen Eltern in Kombination mit dem Mutter-Kind-Pass Prämien, wenn sie nachweislich die empfohlenen Untersuchungen und Gratisimpfungen durchführen lassen – darunter ist auch die Masernimpfung." Die Ausweitung dieses Systems sei eine finanzielle Frage. "Wir würden das von Seiten der Ärztekammer sehr befürworten. Der Mensch will belohnt werden, so ein System wäre ein vernünftiger Gedanke."

Als Kinderarzt bleibt Schmitzberger bis dahin nur, sich Zeit zu nehmen, seine Patienten aufzuklären, was durch die Impfung passieren kann und welche Folgen im Vergleich dazu verhindert werden können.

Die von Impfkritikern oft befürchteten Schäden landen laut Bachinger übrigens extrem selten auf den Tischen der Patientenanwälte. Laut Sozialministerium wurden im Jahr 2014 zwei Personen Anspruch auf Entschädigung zuerkannt.

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