Musiktherapie ist gut fürs Herz

Musiktherapie ist gut fürs Herz
Kranke, denen auf der Intensivstation ein Lieblingsstück vorgespielt wird, haben danach eine flexiblere Herzschlagrate.

Herzstillstand. Die Wiederbelebung war erfolgreich, doch der Patient lag vier Wochen auf der Intensivstation im Koma. "Guten Abend, gute Nacht" von Johannes Brahms war sein Lieblingslied. Mehrmals spielte es ihm ein Musiktherapeut auf der Gitarre vor. "Nach vier Wochen hat er dabei die Augen aufgemacht und mitgesummt – er war wieder bei uns", erzählt der Intensivmediziner und Musiker Univ.-Prof. Klaus Felix Laczika, MedUni / AKH Wien.

"Die Musiktherapeuten sind die Speerspitze der Menschlichkeit", sagt Laczika. "Sie nehmen sich eine halbe Stunde Zeit für einen Patienten – dadurch fühlt sich dieser erstmals wieder als Mensch wahrgenommen." Und der Patient werde in eine Erholungszustand gebracht, der den Heilungsverlauf begünstigt. "Ein Mensch, der einen Tag früher lacht, ist einen Tag früher auf der Normalstation: Das hat auch wirtschaftliche Auswirkungen. Ein Tag auf einer Normalstation kostet ein Drittel weniger als auf einer Intensivstation."

"Viele Studien belegen, dass die Musiktherapie eine positive Wirkung auf die Patienten hat", sagt Priv.-Doz. Gerhard Tucek, Leiter des Bachelor- als auch des Masterstudienganges für Musiktherapie an der IMC Fachhochschule Krems. "Wir haben die Herzfrequenzvariabilität von Intensivpatienten vor und nach der Musiktherapie gemessen", sagt Laczika. Ein gesunder Organismus kann die Herzschlagrate beständig den Anforderungen anpassen, das Herz eines erkrankten Menschen ist viel starrer und kann diese variable Anpassung vielfach nicht mehr bewältigen. "Doch nach einer Musiktherapie ist diese Anpassungsfähigkeit größer als vorher."

In einer großen Studie an der Fachhochschule Krems soll jetzt erhoben werden, wann im Tagesablauf der beste Zeitpunkt für die Musiktherapie ist.

Besserer Zugang

Tucek: "Dazu messen wir die Herzfrequenzvariabilität und den Hormonstatus zu unterschiedlichen Tageszeiten." Je nach Ergebnis könnte dann z. B. eher eine aktivierende oder eine beruhigende Musik eingesetzt werden. "Ideal ist es, wenn es uns gelingt, mit Musiktherapie einen stressfreieren, menschlicheren Zugang zu unseren Patienten zu finden."

"Niederösterreich ist ein internationaler Pionier in Sachen Musiktherapie", sagt Landeshauptmann-Stellvertreter Wolfgang Sobotka. In mittlerweile acht Landeskliniken werde sie eingesetzt. Auf Sobotkas Initiative findet Anfang November auch ein großer Kongress zu dem Thema statt.

Derzeit gibt es in Österreich 268 registrierte Musiktherapeuten, rund 31 Prozent davon kommen aus NÖ bzw. haben auch ihre Arbeitsstätte dort.

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