Mammografie für fast alle

Befürworter entgegnen, dass durch das Screening die Zahl der großen, spät entdeckten Tumore zurückgeht. Ein Problem ist, dass viele der Studien zu diesem Thema nicht exakt vergleichbar sind und unterschiedlich interpretiert werden. Erst, wenn das Programm mindestens zehn Jahre flächendeckend im Einsatz ist, wird es Daten geben, die den Einfluss der Mammografie zeigen. In Österreich wird das nach 2020 sein.
Nach heftiger Kritik wird das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm nach kaum fünf Monaten geändert

So schnell kann es gehen: Erst Anfang des Jahres startete Österreichs Brustkrebs-Früherkennungsprogramm neu. Jetzt, im Mai, ruderte man auf einer Pressekonferenz von Sozialversicherung und Ärztekammer in Wien heftig zurück. Und erklärte wortreich, warum das mit den Einladungsbriefen zur Mammografie-Untersuchung für Frauen von 45 bis 69 doch nicht so gut funktioniere und ab 1. Juli geändert werde. Das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm neu-neu lässt sich kurz umreißen: Die e-card wird für die Vorsorge-Mammografie für alle Frauen von 45 bis 69 freigeschaltet. Frauen zwischen 40 und 44 sowie ab 70 können am Programm teilnehmen, indem sie sich selbst einladen (Tel.: 0800/500191) und so die Freischaltung der e-card erhalten.

Woran sich nichts ändert: „Frauen zwischen 45 und 69 werden alle zwei Jahre zur Mammografie eingeladen“, sagt Manfred Brunner, Obmann der Vorarlberger Gebietskrankenkasse. Wer ohne Einladung am Programm teilnehmen will, macht einfach einen Termin beim Radiologen aus. Sobald die e-card der Frau gescannt werde, beginne das Zwei-Jahres-Programm zu laufen. Man habe erkannt, dass die Beteiligung so einfach wie möglich sein müsse, „daher wird die Früherkennungsmammografie für alle freigeschalten“.

Heftige Diskussionen

Den nun bekannt gegebenen Änderungen war in den vergangenen Monaten heftige Kritik vorausgegangen – und ein massiver Rückgang der Vorsorgeuntersuchungen. Österreichische Radiologen sprechen von einem Minus von 35 Prozent gegenüber 2011. Derzeit liege die Beteiligung am Früherkennungsprogramm bei nur 33 Prozent.

Zu wenig, vor allem, weil man die Risikogruppe erwischen will: „Ab 50 steigen die Brustkrebsdiagnosen rasant an“, sagt die für das Programm verantwortliche Medizinerin Marianne Bernhart. „Unter 40 hat es eigentlich keinen Sinn, an einem Screening-Programm teilzunehmen, das zeigen alle internationalen Studien.“ Man wolle Frauen außerhalb der Altersgruppe 45 bis 69 aber auch nicht ausschließen. Und selbstverständlich könne man bei Beschwerden jederzeit zur Mammografie gehen, beeilt sich Bernhart zu betonen.

Brustkrebs ist das häufigste Karzinom bei Frauen. Pro Jahr gibt es in Österreich etwa 1600 Todesfälle. Von einem Früherkennungsprogramm erhofft man sich etwa 30 Prozent weniger Todesfälle, weil mehr Karzinome im Frühstadium erkannt werden. Die Krebshilfe ist jedenfalls mit den Änderungen zufrieden: Präsident Paul Sevelda, selbst Gynäkologe, bedankte sich bei allen involvierten Interessensverbänden.

Unzufriedene Frauen, unfreundliche Telefonistinnen bei der Hotline ( 0800 / 500 181): das Mammografie-Screening sorgte auch in der Praxis für Unmut. Die Vorwürfe von Leserinnen ließen sich durch Testanrufe von KURIER-Mitarbeiterinnen nicht bestätigen. Durchwegs wurden die Anliegen ruhig und kompetent behandelt. Nur wenige Minuten dauerte es etwa, als 42-Jährige auf eigenen Wunsch in das Screening-Programm aufgenommen zu werden.

Alle Test-Anruferinnen wurden eingangs nach ihrer Sozialversicherungsnummer gefragt. Die jüngeren (28, 31 und 33 Jahre alt) erhielten freundlich, teilweise bedauernd die Info, „dass die Teilnahme am Screeningprogramm erst ab 38 möglich ist“. Blieb man hartnäckig, zum Beispiel, „weil es Fälle in der Familie gab“, folgte die Information, sich vom Arzt überweisen zu lassen.

Auch auf bewusst unwirsche Fragen wie: „Und wo finde ich jetzt einen Radiologen?“, reagierte eine der Telefonistinnen ruhig: Sie fragte nach dem Wohnbezirk und nannte der Anruferin sogar zwei Vertragsradiologen.

Mammografie für fast alle

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