Mammografie: Der Nutzen überwiegt mögliche Nachteile

Mammografie: Eine neue Datenauswertung erbrachte ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis.
Unabhängiges Gremium: Sterblichkeit kann um 40 Prozent gesenkt werden.

Der Nutzen eines Mammographie-Screenings überwiege mögliche nachteilige Effekte eindeutig: Zu diesem Schluss kommt jetzt ein unabhängiges Expertengremium, das von der International Agency for Research on Cancer (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einberufen wurde. Bei Frauen zwischen 50 und 69 Jahren könne durch so ein Programm die Sterblichkeit an Brustkrebs um etwa 40 Prozent gesenkt werden. Die zusammengefassten Ergebnisse wurden im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Die 29 unabhängigen Experten aus 16 Ländern zogen für ihre Bewertung alle überprüften wissenschaftlichen Ergebnisse heran. Angesichts der großen Verbesserungen in der Mammografietechnik und der Brustkrebstherapie sei die Relevanz auch von sehr hochwertigen Studien, deren Daten 25 bis 30 Jahre zurückreichen, in Frage zu stellen.

Die besten Daten zur Bewertung der Effekte eines Mammografie-Screenings lieferten nach Ansicht der IARC die hochwertigen Beobachtungsstudien aus den aktuellen Brustkrebs-Früherkennungsprogrammen.

Viele kleine Tumoren entdeckt

In Deutschland gibt es bereits seit 2009 ein flächendeckendes Brustkrebs-Screening-Programm. Jährlich nehmen rund 2,7 Millionen Frauen daran teil. Bei rund 17.000 Frauen wurde innerhalb eines Jahres Brustkrebs entdeckt. Rund 12.000 der aufgespürten Karzinome sind maximal zwei Zentimeter groß und haben die Lymphknoten noch nicht befallen.

In Österreich gibt es seit Anfang 2014 ein Brustkrebs-Früherkennungsprogramm. Alle Frauen zwischen 45 und 69 Jahren werden in einem Intervall von zwei Jahren automatisch zu einer Mammografie-Untersuchung eingeladen. Frauen zwischen 40 und 44 Jahren sowie ab 70 können sich auf eigene Initiative für das Programm anmelden. Nähere Informationen zum Programm gibt es hier.

Minimale Strahlenbelastung

Dass eine Mammografie wegen der Strahlung ein Gesundheitsrisiko sei, dem widersprechen Experten vehement: "Die Strahlenexposition einer Mammografie entspricht ungefähr einem Viertel der jährlichen natürlichen Strahlenexposition, der wir alle in Österreich ausgesetzt sind", erklärte Univ.-Prof. Michael Fuchsjäger, Leiter der Allgemeinen Radiologie der Medizinischen Universität Graz, vor kurzem in einer Aussendung. "Da die Screening-Mammografie nur alle zwei Jahre durchgeführt wird, halbiert sich diese Dosis sogar noch."

Falsch positive Befunde - also verdächtige Mammografie-Befunde, die sich nach weiterer Abklärung mittels Ultraschall, Magnetresonanztomografie oder sogar einer Gewebeentnahme als gutartig herausstellen, könnten mit den hohen "gerätetechnischen und individuellen Qualitätsstandards der Radiologinnen und Radiologen im österreichischen Brustkrebs-Früherkennungsprogramm" möglichst klein gehalten werden, betont Prim. Univ.-Prof. Wolfgang Schima, Präsident der Österreichischen Röntgengesellschaft: "Viele Studien sind zu dem Schluss gekommen, dass das Risiko der Überdiagnose sehr gering ist im Vergleich zu dem potentiell weit größeren Schaden, wenn Brustkrebs nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird."

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