Lesestoff für Trump: Der Inhalt der Umweltenzyklika
Papst Franziskus hat US-Präsident Donald Trump bei dessen Besuch im Vatikan auch ein Exemplar seiner Umweltenzyklika Laudato si ("Gelobt seist du") übergeben, in der er die Welt zur Umkehr aufruft, um globale Umweltzerstörung und Klimawandel zu stoppen. Einige "Höchstgrenzen der Ausbeutung des Planeten" seien bereits überschritten, warnt der Papst. Eine Minderheit konsumiere gegenwärtig "in einem Verhältnis, das unmöglich verallgemeinert werden könnte". Die rücksichtslose Ausbeutung natürlicher Rohstoffe auf Kosten ärmerer Länder sei eine "ökologische Schuld" der Industrienationen.
"Wegwerfkultur"
Wörtlich schreibt der Papst: "Die Erde, unser Haus, scheint sich immer mehr in eine unermessliche Mülldeponie zu verwandeln". Die Wurzel dessen sei eine "Wegwerfkultur", der mit einer Wirtschaft begegnet werden müsse, die auf Recycling und auf die Begrenzung des Gebrauchs nicht-erneuerbarer Ressourcen setzt. Leider seien "die Fortschritte in diesem Sinn noch sehr gering", bemängelt der Papst. Der Klimawandel ist für ihn ein wissenschaftlich belegtes Faktum und "ein globales Problem mit schwerwiegenden Umwelt-Aspekten und ernsten sozialen, wirtschaftlichen, distributiven und politischen Dimensionen".
Die Folgen des Klimawandels seien unübersehbar - und "wie immer trifft es die Schwächsten". Daran werde auch der weltweite Emmissionszertifikate-Handel nichts ändern, zeigt sich Franziskus überzeugt: Denn dieses System bringe keine "radikale Veränderung" mit sich, sondern verbleibe in einer Wirtschaftslogik, die gerade mit Schuld trage an den Entwicklungen.
Die Schwächsten betroffen
Papst Franziskus beklagt die weltweite soziale Ungerechtigkeit: "Tatsächlich schädigen der Verfall der Umwelt und der der Gesellschaft in besonderer Weise die Schwächsten des Planeten", also die Mehrheit der Weltbevölkerung. In internationalen politischen und ökonomischen Debatten würden sich nur noch als "Kollateralschaden" wahrgenommen.
Der Papst weist dabei auf die Notwendigkeit hin, "dass ein wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde". Als "Drama" bezeichnet es der Papst, dass die Politik sich offenbar ganz dem Diktat des "kurzfristigen Wachstums" verschrieben hat und sich mit solchen größeren Zusammenhängen schwer tut.
Extremes Konsumverhalten
Eine Lösung liege sicher nicht in der Begrenzung der Geburtenrate, sondern darin, dem "extremen und selektiven" Konsumenverhalten" eines kleinen Teils der Weltbevölkerung entgegenzuwirken. Es werde deutlich, "dass die Verschlechterung der Umweltbedingungen und die Verschlechterung im menschlichen und ethischen Bereich eng miteinander verbunden sind".
"Technokratisches Paradigma"
Die Usachen der gegenwärtigen ökologischen und sozialen Krise sieht er vor allem in einem weltweit vorherrschenden "technokratischen Paradigma": Dieses nehme die gesamte Realität als Objekt wahr, die man grenzenlos manipulieren kann. Von da aus gelange man leicht zur Idee eines unendlichen und grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und Technologen so sehr begeistere. "Dieses Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus auszupressen."
Grundsätzlich ist der Papst aber optimistisch: Die menschliche Freiheit sei in der Lage, die Technik zu beschränken, sie zu lenken und in den Dienst einer anderen Art des Fortschritts zu stellen, der gesünder, menschlicher, sozialer und ganzheitlicher ist".
"Einen anderen ausnutzen"
Als Konsequenz eines fehlgeleiteten Anthropozentrismus ortet der Papst einen praktischen Relativismus, bei dem alles irrelevant wird, "wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen dient". Dieser Relativismus treibe einen Menschen dazu, "einen anderen auszunutzen und ihn als bloßes Objekt zu behandeln, indem er in zu Zwangsarbeit nötigt oder wegen Schulden zu einem Sklaven macht".
"Eine ganzheitliche Ökologie"
Diesem Befund stellt der Papst eine "ganzheitliche Ökologie" als neues Paradigma der Gerechtigkeit gegenüber. Es gebe einen Zusammenhang zwischen Umweltfragen und sozialen und menschlichen Fragen, der nicht zerbrochen werden darf.
Deswegen sei es entscheidend, "ganzheitliche Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander, einer der Umwelt und eine der Gesellschaft, sonder eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise".
Die Wege zur Lösung erforderten einen ganzheitlichen Zugang, "um die Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu kümmern".
"Neuer ganzheitlicher Ansatz"
Der Papst appelliert: "Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz zum Durchbruch verhiflt, indem sie die verschiedenen Aspekte der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt".
Wenn die Politik indes nicht imstande ist, "eine perverse Logik zu durchbrechen" und wenn sie nicht über "armselige Reden" hinauskomme, so werde die Menschheit "weitermachen, ohne die großen Probme der Menschheit in Angriff zu nehmen".
Eine Dokumentation der zentralen Aussagen der Enzyklika durch die Katholische Presseagentur finden Sie hier.
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