Leben mit MS: "Genieße jeden guten Tag"

Leben mit MS: "Genieße jeden guten Tag"
Worauf sollen Betroffene bei Multipler Sklerose im Alltag achten? Welche Therapien gibt es? Experten und Patienten diskutierten in Wien.

Ich lebe – was meine Krankheit Multiple Sklerose betrifft – sehr in der Gegenwart", sagt die akademische Sprachtrainerin Elisabeth Kraus-Acton, 47, aus Wien. "Es zählt nicht, welche Nachteile ich durch meine Krankheit habe. Es zählt, dass ich jeden guten Tag genieße – und mich freue, wenn es mir gut geht."

Vor 17 Jahren erhielt Kraus-Acton die Diagnose. Wie ihre Familie reagierte, erzählte sie vor mehr als 100 Besuchern beim zweiten Gesundheits-Talk von KURIER, MedUni Wien und Novartis : "Ich hatte am selben Abend ein Gespräch mit meinem Mann und er hat sofort gesagt: Okay, das ist jetzt etwas, das uns den Rest unseres gemeinsamen Lebens begleiten wird. Wir nehmen das an und sehen es als Herausforderung. Und so ist es auch heute noch." Unter der Moderation von Martina Salomon, (stv. KURIER-Chefredakteurin) diskutierten im Rektoratssaal der MedUni Wien Kraus-Acton sowie die Mediziner Prim. Ulf Baumhackl (Österreichische MS-Gesellschaft) und Univ.-Prof. Hans Lassmann (Leiter der Abteilung für Neuroimmunologie am Zentrum für Hirnforschung der MedUni Wien) mit dem Publikum.

"Können Sie uns Ratschläge geben, die den Alltag mit MS erleichtern, etwa gegen die oft rasche Ermüdung?", fragt eine Frau Kraus-Acton. – "Ich versuche, mir im Alltag ausreichend Pausen einzuteilen: 20 Minuten ausruhen, dann geht es wieder. Untertags schlafe ich aber nicht. Dann muss mein Körper nämlich wieder ganz von vorne anfangen – und das ist viel anstrengender."

"Sollen MS-Patienten eine bestimmte Diät einhalten?", will ein Mann wissen. – "Es gibt keine spezifische MS-Diät, aber eine sehr vitaminreiche Kost mit viel Obst und Gemüse, Fischöl und hochwertigen Fettsäuren hat langfristig einen gewissen positiven Effekt", antwortet Baumhackl. Dies gelte auch für Bewegung. Hingegen habe chronischer, die Psyche belastender Stress bei ungefähr einem Drittel der Patienten einen negativen Einfluss auf die Entwicklung von Krankheitsschüben.

Lebensstil

Leben mit MS: "Genieße jeden guten Tag"

"Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, die für das Gehirn eines alternden Menschen – und besonders auch für MS-Patienten – schlecht sind", ergänzt Lassmann: "Dazu gehören das Rauchen, zu viel Alkohol und generell alles, was das Risiko für Gefäßerkrankungen erhöht – also sehr fettreiche Nahrung etwa."

Die nächste Frage: "Seit vier Jahren spritze ich entzündungshemmendes Interferon und bin seither ohne Schübe. Mein Arzt hat gesagt, ich werde das wahrscheinlich mein Leben lang machen müssen. Welche Nebenwirkungen gibt es? "

"Von dem Ersten dieser Präparate haben wir jetzt aus Nordamerika Beobachtungsdaten über einen Zeitraum von 20 Jahren", berichtet Baumhackl: "Es gab keine gefährlichen Nebenwirkungen und keine Komplikationen. " Auch die neueren Präparate seien gut verträglich – "wenn sie richtig eingesetzt werden". Lassmann: "Patienten, die sehr früh eine Therapie erhalten, haben einen besseren Langzeitverlauf der Krankheit."

Warum nicht häufiger auch Traditionelle Chinesische Medizin angeboten werde, wollen mehrere Besucher wissen. Baumhackl: "TCM kann – als ergänzende Maßnahme – bei einzelnen Patienten wunderbar wirken." Solange aber nicht in Studien eindeutig nachgewiesen sei, dass der Effekt über jenen eines Placebos hinausgehe, könne es keine Finanzierung durch die Krankenkassen geben.

Abschließend gaben beide Ärzte einen optimistischen Ausblicke auf die Zukunft: "Es wird zwar in den kommenden Jahren mit keiner Heilung der MS zu rechnen sein. Aber wir werden in den nächsten ein bis drei Jahren weitere sehr wirkungsvolle Medikamente dazubekommen."

Gesundheitstalk: Schmerz im Herbst

Ankündigung Der KURIER, die Medizinische Universität Wien und Novartis veranstalten vier Mal im Jahr einen Gesundheits-Talk zu aktuellen Themen. Die nächste Veranstaltung findet im Herbst zum Thema Schmerz statt. Der genaue Termin wird rechtzeitig im KURIER, auf kurier.at und in Facebook unter "KURIER Gesundheitstalk" angekündigt. ExpertInnen und Betroffene diskutieren dabei wieder mit dem Publikum.

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