Krise reduziert die Lust auf Sex

Krise reduziert die Lust auf Sex
Je schlechter die wirtschaftliche Lage, desto geringer die sexuelle Zufriedenheit, zeigt eine neue Umfrage.

Das heiße Blut der Südländer ist abgekühlt: Die Wirtschaftskrise hat in Italien und Spanien auch die Potenz im Bett massiv reduziert. 34 Prozent der Spanier und 21 Prozent der Italiener gaben in einer Umfrage des Pharmakonzers Pfizer an, dass die derzeitige Wirtschaftslage in ihrem Land ihre sexuelle Lust oder die Möglichkeit auf ein zufriedenstellendes Sexualleben beeinflusst. Als häufigste Barrieren für mehr Sex werden Stress, Müdigkeit und eine geringe Libido angegeben. Im wirtschaftlich stabilen Deutschland beklagten sich hingegen nur neun Prozent über ihr Sex­leben. Österreich war in der Umfrage nicht dabei .

"Jede länger anhaltende Stresssituation hat zu eine Verminderung der sexuellen Lust zur Folge", sagt dazu der Linzer Sexualmediziner und Männerarzt Georg Pfau. Die verstärkte Ausschüttung des Stresshormons Cortisol führe dazu, dass weniger männliche und weibliche Sexualhormone (Testosteron, Östrogene, Gestagene) gebildet werden.

Eine längerfristige Stresssituation könne bei Frauen auch zu Zyklusstörungen und einer verminderten Empfängnisbereitschaft führen: "Der Körper sorgt hier vor: Wenn es einem schlecht geht, ist Fortpflanzung nicht so wichtig. Zuerst müssen die eigenen Probleme gelöst sein."

Doch dies sei nur die biologische Komponente. "Die sexuelle Zufriedenheit hängt ganz wesentlich von psychischen und sozialen Faktoren ab: Wenn die Lust auf Sexualität eingeschränkt ist, leidet darunter auch die Beziehungszufriedenheit – hier gibt es einen direkten Zusammenhang", betont Pfau.

Wer aus Angst um den Job und die Zukunft der Familie unter Dauerstress stehe, dem fehle es nicht nur an sexueller Energie: "Es kommt zu Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Mattigkeit, bis hin zur Depression – und das wirkt sich massiv auf die Paarbeziehung aus."

Psychosomatisch

Mehr als 90 Prozent aller Erektionsstörungen seien psychosomatisch bedingt: "Das heißt, es gibt ein psychisches Problem, das sich in einer organischen Störung zeigt." Laut der Umfrage haben 32 Prozent der Männer mit Erektionsproblemen noch nie mit jemandem darüber geredet.

Pfau: "Männer haben häufig ein Problem, sich Schwächen einzugestehen und darüber zu reden. Dies widerspricht ihrer traditionellen Rolle in der Gesellschaft: Der Mann ist demnach ein Macher, der immer gut drauf ist. Er möchte kein Patient sein." Doch die Wirtschaftskrise kratze massiv an diesem Image.

Bei der Therapie dürften deshalb nicht die Erektionsstörungen im Mittelpunkt stehen: "Sie sind ja nur ein Symptom, ein Zeichen für die dahinterliegenden wirtschaftlichen Probleme." Medikamente gegen Erektionsstörungen können dann zwar ein wichtiger Teil einer Therapie sein – "im Vordergrund muss aber immer die Arbeit mit einem psychosomatisch tätigen Therapeuten stehen."

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