Intoleranzen nehmen deutlich zu

Fructose und Lactose immer öfter in Lebensmitteln, wo man sie nicht vermutet

Bei manchen reicht bereits eine kleine Menge, um Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfälle auszulösen: Nahrungsmittelunverträglichkeiten – besonders jene gegen Fruchtzucker (Fruktose) und Milchzucker (Laktose)– sind auf dem Vormarsch. Bis zu 30 Prozent der Bevölkerung leiden darunter. „Die Dunkelziffer ist sehr hoch“, sagt Univ.-Prof. Michael Wolzt von der Wiener Uni-Klinik für Pharmakologie.

Die Auslöser kommen immer häufiger in Produkten vor , wo man sie nicht erwartet – etwa Fruktose in Softdrinks, Kuchenteigen oder Würsten. Da Fruktose eine höhere Süßkraft als Glukose (Traubenzucker), aber nicht mehr Kalorien besitzt, ist es für die Industrie ein beliebtes Süßungsmittel. Aus den USA schwappt die Praxis, Fruktose in Form von hochkonzentriertem Maissirup zuzusetzen, zunehmend nach Europa. Auf Inhaltslisten wird er mit HFCS (High Fructose Corn Syrup) erst ab einer bestimmten Konzentration ausgewiesen. Vielen Fertiggerichten, Wurstwaren oder Packerlsuppen wird zur Geschmacksverbesserung auch Milchzucker zugesetzt.

„Die individuellen Grenzen, wann Beschwerden auftreten, sind sehr unterschiedlich“, sagt Priv.-Doz. Peter Komericki, Umweltdermatologe an der MedUni Graz. „Bei der sogenannten ,Fruktose-Malabsorption‘ ist Maissirup einer der Gründe für die Zunahme der Beschwerden.“

Fertignahrung belastet

Die industrielle Verarbeitung mit Inhaltsstoffen und Würzmitteln macht uns heutzutage generell mehr zu schaffen. „Die Verdauungsmechanismen des Körpers sind in jedem Fall beeinträchtigt, wenn die dafür nötigen Enzyme im Darm gestört sind“, betont Internist Wolzt. Bei Laktose-Intoleranz und Fruktose-Malabsorption sind sie häufig in zu geringer Konzentration vorhanden. Das heißt, Milch- und Fruchtzucker werden nicht aufgespalten und aufgenommen, sondern gelangen unverdaut in den Dickdarm. Und lösen dadurch Blähungen oder Bauchschmerzen aus.

Den Auslöser aufzuspüren, ist nicht immer leicht – weder für die Betroffenen noch für Ärzte. In vielen Fällen bewähre sich, ein mehrwöchiges Beschwerdetagebuch zu führen, sagt Komericki. Diagnostizieren lassen sich Laktose- und Fruktose-Unverträglichkeit am besten mit einem „sehr aussagekräftigen“ Atemtest (H2-Test). Denn die Stoffwechselprodukte aus dem Dickdarm werden über den Blutkreislauf abtransportiert und über die Lunge ausgeschieden.

Intoleranzen nehmen deutlich zu

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