Was heißt inkomplette Querschnittlähmung?

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Skispringer Lukas Müller ist nach seinem Sturz inkomplett querschnittgelähmt. Was Ärzte darunter verstehen.

Die Diagnose steht fest: Skispringer Lukas Müller, der am Mittwoch beim Vorspringen am Kulm schwer gestürzt ist, hat sich eine inkomplette Querschnittslähmung zugezogen. Der 23-jährige Kärntner hat eine Restsensibilität in den Beinen. Eine fixe Prognose, ob er wieder gehen wird können, sei derzeit nicht seriös, betonen die behandelnden Ärzte im LKH Graz.

Prinzipiell unterscheidet die Medizin begrifflich nach dem Schweregrad der Verletzung:

Die Querschnittlähmung liegt bei Verletzungen des Rückenmarks vor. Meist wird sie durch eine akute Schädigung des Rückenmarks nach einer Wirbelsäulenverletzung hervorgerufen. In Folge werden Nervenfasern unterbrochen und Nervenzellen am Ort der Verletzung sowie in der Umgebung zerstört. Die Übertragung elektrischer Nervenimpulse zwischen dem Gehirn und dem Körper funktioniert nicht mehr. Es kommt zum Verlust an Motorik und Sensibilität. Betroffene spüren weder Schmerz noch Berührung. Auch manche Organe wie die Blase können durch die Durchtrennung des Rückenmarks ihre Funktionen verlieren. Das Störungsbild hängt davon ab, in welcher Höhe und in welchem Ausmaß das Rückenmark geschädigt ist.

Was heißt inkomplette Querschnittlähmung?

Wird das Rückenmark nur zu einem Teil durchtrennt, sprechen Mediziner von einer inkompletten Querschnittlähmung. Ein Teil der Reizleitung über den Spinalkanal bleibt in diesem Falle erhalten. Abhängig von Läsionshöhe und dem jeweiligen Ausmaß der Durchtrennung können Restfunktionen in der Bewegung und der Sinneswahrnehmung erhalten bleiben.

Es kann auch vorkommen, dass ein inkomplett querschnittgelähmter Mensch seine Beine noch bewegen, aber nicht fühlen kann bzw. umgekehrt. Betroffenen ist es daher mitunter möglich, weiterhin ihre Beine zur Fortbewegung zu nutzen, wenn auch oft unterstützt von Gehhilfen wie Stöcken oder Rollatoren. Gut jeder zweite Querschnitt-Fall ist inkomplett, viele Patienten sind für den Rest des Lebens auf einen Rollstuhl angewiesen.

In der Regel wird nach dem Unfall bzw. der Erkrankung probiert, die inkomplette Querschnittlähmung mit einem krankengymnastischen Trainingsprogramm zu therapieren. Die Rehabilitation erfolgt meist über mehrere Monate. In nur zwei von hundert Fällen werden die Verletzten wieder gesund.

Komplette Querschnittslähmung ist derzeit nicht heilbar, auch wenn es Fortschritte in der Behandlung gibt. Prognosen für die Chance auf Rehabilitation bei einer inkompletten Querschnittlähmung sind schwer zu stellen, da es bei den Folgen einer Rückenmarksverletzung um jeden Millimeter geht. Doch auch hierbei ist nur in seltensten Fällen mit einer vollständigen Heilung zu rechnen. Weltweit sind rund drei Millionen Menschen querschnittsgelähmt, alle vier Minuten erleidet ein Mensch eine Verletzung des Rückenmarks.

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