Steine mit Charme & Spott für VW

Preis für "Steine mit Persönlichkeit"
Bei den Anti-Nobelpreisen ernteten die Deutschen viel Spott.

Der "Anti-Nobelpreis" ist eine Art Karikatur auf den Nobelpreis – und trotzdem be- und geachtet. Geehrt wird mit diesen Ig-Nobelpreisen Forschung, die "erst zum Lachen und dann zum Denken" anregt. "Ig" steht dabei für "ignoble" – eine englisch-französische Verwurstung von Worten, die etwa "schmählich" oder "unwürdig" bedeutet. Das Publikum wirft anfangs traditionell Papierflieger auf die Bühne und zu lange Reden werden singend unterbrochen. Gestern wurden zum 26. Mal an der US-Eliteuniversität Harvard die Ig-Nobelpreise für kuriose Forschungen verliehen.

Spott für Deutsche

Einen solchen Preis zu bekommen, ist zugleich Ehre und Spott. Besonders viel davon bekam heuer Deutschland: Drei Spaßpreise gingen an den Nachbarn. Allen voran Autohersteller VW: Volkswagen erhielt den Preis in der Kategorie Chemie für „die Lösung des Problems des übermäßigen Ausstoßes von Autoabgasen, indem automatisch elektromechanisch weniger Abgase produziert werden, wenn die Autos getestet werden“. Unter den über 1000 Zuschauern, darunter auch immer einige Träger der echten Nobelpreise, war allerdings kein VW-Chef. „Der Gewinner konnte oder wollte heute Abend nicht bei uns sein“, sagte Moderator Marc Abrahams.

Ebenfalls an teils deutsche Forscherteams gingen die Ig-Nobelpreise Medizin und Psychologie. Ein Forscherteam der Universität Lübeck bekam den undotierten Spaßpreis für die Entdeckung, dass Hautjucken auf der linken Seite des Körpers auch gelindert werden kann, indem man sich vor einen Spiegel stellt und die rechte Seite kratzt – und anders herum. Ein Vertreter des Teams kam auch wirklich zur Verleihung, er erklärte: "Man kann sein Gehirn austricksen" und nahm den Preis entgegen – heuer eine Plastikuhr. Dotierung haben die Preise nicht. Der Psychologie-Preis ging an Forscher der Universität in Gent und der Universität Würzburg: Sie hatten in einer Studie 1000 Lügner befragt, wie oft sie lügen. Und ob man ihren Antworten glauben kann.

Preis für Marketing-Gag

Die Preise verstehen sich als Gesellschaftskritik, was besonders bei Ig-Nobelpreis für Wirtschaft deutlich wurde: Forscher um Mark Avis von der Massey-Universität in Neuseeland bekamen die Auszeichnung für Forschungen über empfundene Persönlichkeiten von Steinen aus einer Verkaufs- und Marketingperspektive. Der Preis sei eine „riesige Ehre“, sagte Avis' Kollegin Sarah Forbes. „Es ist eine großartige Studie, wir sind sehr stolz darauf.“

Wie auch Wissenschaftler aus Ungarn, Spanien, Schweden und der Schweiz für die Ehrung in der Kategorie Physik. Sie hatten entdeckt, dass Pferdebremsen weniger von weißen Pferden angezogen werden als von schwarzen. Der ägyptische Wissenschaftler Ahmed Shafik wurde ausgezeichnet für Studien zu den Auswirkungen von Hosen aus Polyester, Baumwolle oder Wolle auf das Sexleben von Ratten – und für ähnliche Experimente mit Männern.

Drei Wissenschaftler wurden für außergewöhnlichen Einsatz bei ihren Forschungen geehrt: Charles Foster, der Dachsen, Ottern, Füchsen, Rehen und Mauerseglern in ihre natürlichen Lebensräume folgte, Thomas Thwaites, der sich für seine Forschungen als Ziege verkleidete, und Fredrik Sjöberg, der ein dreibändiges Werk über die Freuden des Sammelns von toten Fliegen und Fliegen, die noch nicht tot sind, schrieb.

Akrobatik bei der Ehrung

Forscher um Gordon Pennycook von der kanadischen University of Waterloo bekamen den Preis in der Kategorie Frieden für eine Studie namens „Zur Rezeption und Aufdeckung von pseudo-tiefgängigem Schwachsinn“. Die japanischen Wissenschaftler Atsuki Higashiyama und Kohei Adachi wurden geehrt für Forschungen darüber, ob Dinge anders aussehen, wenn man sich hinunterbeugt und sie durch die Beine ansieht – und machten das auch gleich auf der Bühne vor.

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