Diese Frauen haben Männer zum Mond geschossen

NASA, Katherine jackson, unbezahlt.
Sie waren jung, weiblich, clever und berechneten Flugkurven für die NASA.: Ihre Arbeit geriet ins Vergessen, demnächst kommt ihre Geschichte ins Kino.

Keine Computer, sondern Frauen mit Bleistift, Papier und einfachen Rechenmaschinen werteten vor mehr als 70 Jahren für die US-Weltraumbehörde NASA Flugschreiber aus. Und berechneten die Daten von Windkanalexperimenten und Flugkurven.

Unter ihnen war auch eine Gruppe hoch qualifizierter Afroamerikanerinnen – von denen kaum jemand wusste. Sie mussten im Verborgenen arbeiten, separate Toiletten und Pausenräume benutzen. Erst in den 1950er-Jahren wurden sie mit ihren weißen Kolleginnen zusammengelegt. In den USA ist die Geschichte der NASA-Mathematikerinnen kürzlich in Buchform erschienen ("Hidden Girls") und soll Ende des Jahres ins Kino kommen.

Eines dieser "versteckten Mädchen" war Katherine Johnson. Sie schoss 1961 den ersten US-Amerikaner, Alan Shepard, ins All, half ein Jahr später John Glenn, als er die Erde mit einem Raumschiff umkreiste. Und berechnete die korrekte Umlaufbahn für die Apollo-11-Raumfahrtmission – Neil Armstrong hätte ohne sie keinen Fuß auf den Mond gesetzt.

Ausnahmetalent

Johnson, geboren 1918 in West Virginia, war schon als Kind ein Ausnahmetalent. Lesen, Schreiben und Rechnen konnte das Jüngste von vier Kindern bereits vor der Schule. Und das in einer Zeit, in der schwarze Kinder in vielen Bundesstaaten keine Schulen besuchen durften. Ihre Eltern zogen deshalb 200 Kilometer weiter, damit ihr Mädchen in eine afroamerikanische Highschool gehen konnte. Dort übersprang sie mehrere Klassen, mit 14 hatte sie ihren Abschluss und mit 18 ein Mathematik-Diplom in der Tasche. Obwohl sie lieber in die Forschung gegangen wäre, musste sie vorerst als Lehrerin arbeiten.

Die Wende kam 1941, als Präsident Roosevelt die Benachteiligung Schwarzer in der Luftfahrt- und Kriegsindustrie aufhob. Daraufhin engagierte das Langley Forschungslabor der "Naca" – die Vorgängerorganisation der NASA – eine Gruppe schwarzer Frauen. Auch Johnson gehörte ab 1943 zum Zirkel der Top-Wissenschaftlerinnen – die sich dennoch der Rassentrennung fügen mussten.

Trotz aller Probleme habe sie sich nie minderwertig gefühlt, erzählte sie rückblickend: "Ihr seid so gut wie jeder andere in dieser Stadt, aber ihr seid auch nichts Besseres" – das habe ihr der Vater einst mitgegeben. Fachlich gesehen war Johnson tatsächlich besser. Wenn nicht sogar die Beste. Eine Zahlenkünstlerin, die sich durch ihre Kenntnisse in analytischer Geometrie unentbehrlich machte. Ohne sie wäre die NASA nicht so schnell ins All gekommen.Da sie von ihren weißen Kollegen "ausgeliehen" werden konnte, gelangte sie in die Abteilung für Flugforschung. Dort stellte sie Fragen, wollte Hintergründe wissen und besuchte die Briefings, an denen nur Männer teilnahmen. Ihre Expertise war gefragt, ihre ständige Präsenz akzeptiert. Die junge Forscherin schrieb mit ihren männlichen Kollegen eines der ersten Fachbücher für Weltraumfahrt – die theoretische Grundlage für die erste bemannte Mission. Alan Shepard gelangte dank ihrer Berechnungen ins All. Ein Jahr später bat John Glenn sie, die Umlaufbahn seines Fluges zu prüfen. Er vertraute den Computern nicht. Als sie vergangenes Jahr von Präsident Barack Obama geehrt wurde, erzählte die 98-Jährige, was sie Glenn damals gesagt hatte: "Lass mich das machen. Du sagst mir, wann und wo es landen soll – und ich sage dir, wann du starten musst."

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