Herzinfarkt ist keine isolierte Erkrankung

Herzinfarkt ist keine isolierte Erkrankung
Ganheitliche Erkrankung: Auch andere Organe, etwa Leber und Milz, sind betroffen. In Summe sind tausene Gene beteiligt.

Ein akuter Herzinfarkt ( Myokardinfarkt) darf und sollte nicht isoliert betrachtet werden, sondern hat für den gesamten Organismus Folgen und lässt auch andere Organe wie Leber und Milz reagieren. Zu diesem Ergebnis kam eine im Magazin „Oncotarget“ veröffentlichte Studie der Medizinischen Universität Wien.

"Systemische Erkrankung"

Der Myokardinfarkt sei vielmehr eine „systemische“ Erkrankung, erläuterten Matthias Zimmermann, Hendrik Jan Ankersmit und Michael Mildner in ihrer Studie, die an der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie an den Universitätskliniken für Chirurgie und Dermatologie der MedUni Wien durchgeführt worden ist. „Ein Myokardinfarkt ist nichts Isoliertes, der gesamte Organismus reagiert mit“, fasste Zimmermann das zentrale Ergebnis zusammen.

„Damit konnten wir erstmals in dieser beschreibenden Wissenschaft zeigen, wie ein Myokardinfarkt in seiner Ganzheit aussieht“, hielt Ankersmit fest. Das trage enorm zum systembiologischen Verständnis bei. Denn bisher sei in der Normenwissenschaft zumeist mit monokausalen Ansätzen, also ohne ganzheitliche Betrachtung, versucht worden, molekulare und zelluläre Prozesse nach einem Herzinfarkt zu verstehen. Sehr wenig sei auch über die Auswirkungen auf das das Infarkt-Zentrum umgebende Gewebe und andere Organe bekannt gewesen.

Tausende Gene an einem Herzinfarkt beteiligt

Die Studie wurde in einem Großtiermodell abgewickelt, das für den Menschen relevant sei. Dabei zeigten die Forscher, dass an einem Herzinfarkt tausende Gene beteiligt sind. Der Herzinfarkt änderte die Expression von fast 9.000 Genen im Herzen, aber auch von 900 im Leber- und rund 350 im Milzgewebe innerhalb von 24 Stunden nach Infarktsetzung. Gleichzeitig habe man dem Transkriptionsfaktor Klf4 - einem Protein, das für die Aktivierung vieler anderer Gene wichtig ist - eine bedeutende Rolle zuschreiben können.

Die myokardiale Ischämie, also der Herzinfarkt, ende somit nicht am verletzten Herzmuskel, so die Forscher. Das Spektrum der betroffenen Organe sei viel größer und vieles deute darauf hin, dass eine Vielzahl von Organsystemen an der Koordination einer Reaktion des Organismus auf den Infarkt beteiligt sei. Die durch die Studie erlangten Erkenntnisse würden die gängige Akuttherapie bei einem Herzinfarkt nicht infrage stellen, jedoch die Diskussion anregen, ob eine künftige Therapie nicht systemisch betrachtet werden und an mehreren Stellen im Organismus ansetzen solle.

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