"Gutes" Cholesterin ist nicht immer gut

"Gutes" Cholesterin ist nicht immer gut
HDL soll Herz und Gefäße vor Schäden schützen. Doch bei bereits bestehenden Herzerkrankungen kann zuviel davon schädlich sein.

Dass ein zu hoher Cholesteringehalt als einer der Hauptrisikofaktoren für Herzerkrankungen gilt, ist schon länger bekannt. Dass jedoch das sogenannte "gute Cholesterin" (HDL) nicht immer gut fürs Herz ist, haben jetzt Forscher des Universitätsspitals Zürich herausgefunden. Bei Patienten nämlich, die bereits an einer Herzkrankheit leiden, wird HDL im Körper verändert und verschlimmert so die Situation sogar noch.

Der Herzinfarkt gehört in den Industrienationen zu den häufigsten Todesursachen. Präventivmaßnahmen zielen meist darauf ab, das sogenannte "böse Cholesterin" (LDL-Cholesterin) und den Bluthochdruck zu senken, und das HDL-Cholesterin für Therapien zu nutzen.

Studien zeigen nämlich, dass Menschen mit erhöhtem HDL-Cholesterin-Spiegel ein vermindertes Herzinfarktrisiko haben. Zudem hilft das "gute Cholesterin" anscheinend gegen eine beginnende Gefäßverkalkung.

Negativ-Effekt

Eine groß angelegte Studie der Pharmafirma Pfizer wirft jetzt ein neues Licht auf die bisherigen Erkenntnisse. Getestet wurde eine Substanz namens Torcetrapib, die das HDL-Cholesterin im Körper steigert. Doch die Untersuchung musste abgebrochen werden: Torcetrapib hatte das Sterberisiko nicht wie gehofft verringert, sondern sogar erhöht.

In einer im Fachmagazin Journal of Clinical Investigation publizierten Studie präsentieren Zürcher Kardiologen nun eine Erklärung für diesen negativen Effekt. Die Forscher um Ulf Landmesser von der Klinik für Kardiologie des Unispitals fanden heraus, dass HDL-Cholesterin bei Herzkranken anders aussieht als bei Gesunden. Herzerkrankungen lassen demnach das "gute Cholesterin" oxidieren, so dass seine positive, gefäßschützende Wirkung verloren geht. Um Patienten richtig behandeln zu können, müsse deshalb nicht nur auf die Menge, sondern auch auf die Art des HDL-Cholesterins geachtet werden, folgerten die Wissenschafter.

Gemeinsam mit Kollegen aus den USA und Großbritannien wollen die Zürcher Forscher diese Annahme nun klinisch untersuchen. Unterstützt werden sie dabei von der Leducq Foundation mit sechs Millionen Dollar (4,19 Millionen Euro).

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