Gezielter Ultraschall zerstört Myome ohne Skalpell

Michaela L. liegt auf dem Bauch in der MRT-Röhre, hört über Kopfhörer ihre Lieblingsmusik und versucht, an gar nichts zu denken. Die Behandlung der 38-Jährigen dauert mehrere Stunden, manchmal spürt sie im Unterleib ein unangenehmes Wärmegefühl. Deshalb erhält sie während des Eingriffs Schmerzmittel.

Die Wärme kommt von einem konzentrierten Ultraschall-Strahl, den der Radiologe Prim. Siegfried Thurnher im Wiener Spital der Barmherzigen Brüder über ein MRT-Gerät genau auf ein Myom in der Gebärmutter von Michaela L. steuert.

Mit dieser „Magnetresonanz-gesteuerten fokussierten Ultraschallbehandlung“ (HIFU) setzt Thurnher – erstmalig in Österreich – eine innovative Behandlungsmethode ein, der er „großes Potenzial“ attestiert. Damit können diese gutartigen Gewächse punktgenau bei einer Temperatur von rund 60 C richtiggehend geschmolzen werden. „Die Energie wirkt dabei wie ein Messer, die umliegenden Organe werden geschont“, erklärt der Experte. Die Therapie bewirke besonders bei großen Myomen eine Volumsabnahme – und damit eine Beschwerdenlinderung für die Patientin.

Häufige Gewächse

Myome sind die häufigste Indikation für eine Gebärmutterentfernung. Mehr als 5000-mal wurden im Jahr 2010 in Österreich Frauen deshalb der Uterus entnommen. Das sind mehr als die Hälfte der insgesamt 9534 Totalentfernungen dieses Jahres. Ein radikaler Schritt, den immer weniger Frauen gehen wollen – zumal Myome im gebärfähigen Alter auftreten.

„Dass es andere Möglichkeiten gibt – auf gynäkologischer und radiologischer Seite – ist häufig unbekannt. Der Trend geht zu minimal-invasiven und nicht-operativen Behandlungen“, betont die Gynäkologin Prim. Barbara Bodner-Adler. Gemeinsam mit Thurnher leitet sie das neue, fächerübergreifende Myom-Kompetenzzentrum. „Jede Patientin muss alle Optionen kennen, um die für sie passende Entscheidung treffen zu können.“ Denn welche Therapie notwendig ist, hängt von vielen Faktoren ab – von Schmerzen bis zum Kinderwunsch. www.barmherzige-brueder.at