Kunstprojekt zu Endometriose: "Wir müssen sichtbar werden"

Kunstprojekt zu Endometriose: "Wir müssen sichtbar werden"
Die Künstlerin Georgie Wileman will mit einer Fotoreihe auf das Krankheitsbild von Endometriose aufmerksam machen.

Jede zehnte Frau leidet Schätzungen zufolge an Endometriose. Georgie Wileman, eine in New York lebende Künstlerin, ist eine dieser Frauen. Im Alter von 13 Jahren setzen bei der Britin zeitgleich mit dem Beginn ihrer Periode die Symptome ein. Von diesem Zeitpunkt an erträgt sie Monat für Monat qualvolle Schmerzen während der Regel. Zwölf Jahre lang. Erst dann gelingt es Wilemans Ärzten, die richtige Diagnose zu stellen. Seither weiß Wileman, dass sie an Endometriose, einer chronischen Erkrankung, die unter anderem mit extremen Regelschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und erhöhter Infektanfälligkeit einhergeht und zu Unfruchtbarkeit führen kann, leidet.

Im Körper der betroffenen Frauen treten Herde aus Gebärmutterschleimhaut an anderen Stellen im Organismus – meist im kleinen Becken – auf. Diese Herde verhalten sich wie die Zellen in der Gebärmutter: Sie werden von Hormonen gesteuert, unterliegen dem Zyklus und lösen Blutungen aus. Das Blut kann jedoch nicht einfach abfließen, was Zysten, Verwachsungen, Entzündungen und Vernarbungen verursachen kann, die zu teils sehr starken Schmerzen und in extremen Fällen auch zur Gefährdung anderer Organe führen. Nachdem die Beschwerden häufig nicht mit der Erkrankung in Verbindung gebracht werden, kann es Monate bis Jahre dauern, bis Endometriose diagnostiziert wird.

Wenig Wissen und Bewusstsein

Neben der schwierigen Diagnose, die nicht selten mit mangelndem Fachwissen in medizinischen Kreisen zusammenhängt, gibt es in der Gesellschaft nach wie vor ein geringes Bewusstsein für den Leidensdruck betroffener Frauen. Mit ihrem Fotoprojekt "Endometriosis" will Georgie Wileman das ändern. Die Selbstportraits, die die Zeit vor ihrer fünften Operation zur Behandlung ihrer Endometriose dokumentieren, verdeutlichen die Hilflosigkeit, der Frauen ausgesetzt sind.

Auf ihrer Website bezeichnet Wileman ihr Projekt als "persönliche Dokumentation meiner Erfahrung mit Endometriose". Und fügt hinzu: "Ich wollte versuchen die Realität der Krankheit in Bilder zu packen." Ihre Geschichte sei kein Einzelfall – "Tausende Frauen werden jedes Jahr falsch diagnostiziert und behandelt."

Ein Bild der Fotostrecke erlangte besondere Bekanntheit. Es zeigt die Narben ihrer Operationen und wurde im Londoner Kunstmuseum National Portrait Gallery als Teil der jährlich stattfindenden "Taylor Wessing Portrait Prize"-Ausstellung im Dezember 2017 gezeigt.

Aus der Fotoreihe ist mittlerweile eine Initiative geworden, in deren Rahmen Wileman auch andere Betroffene ablichtet. Denn: "Wir müssen sichtbar werden."

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