40 Lungentransplantationen bei Covid-19-Patienten durchgeführt

Eine Ärztin betrachtet das Röntgenbild einer Lunge.
MedUni Wien und AKH Wien entwickelten wissenschaftliche Leitlinien, die weltweit gültig sind.

Als erster Patientin Europas wurde im Mai 2020 einer 44-jährigen Patientin nach einem schweren Verlauf von Covid-19 von einem Team um den Thoraxchirurgen Konrad Hötzenecker an der Universitätsklinik für Chirurgie von MedUni Wien und AKH Wien Lungen transplantiert. Mittlerweile ist das Wiener Lungentransplantationsprogramm führend an einem internationalen Konsortium mit Experten aus den USA, Europa und Asien beteiligt - aufbauend auf der Expertise aus Wien wurden weltweit bereits circa 40 Transplantationen bei Covid-19-Patienten durchgeführt. Nun hat das Konsortium in einer Studie im Fachjournal The Lancet Respiratory Medicine erstmals generelle Selektionskriterien für eine Lungentransplantation bei Covid-19 vorgestellt.

„Wir haben die weltweit ersten Erfahrungen mit Lungentransplantationen bei Covid-19-PatientInnen zusammen aufgearbeitet. Klar ist, dass ein dermaßen komplexer Eingriff nur für PatientInnen in Frage kommt, die aufgrund ihres Alters und eines allgemein günstigen Gesundheitszustandes gute Chancen auf eine Genesung mit neuer Lunge haben“, erklärt Hötzenecker, Leiter des Lungentransplantationsprogramms von MedUni Wien und AKH Wien, das mit rund 100 Lungentransplantationen pro Jahr gemeinsam mit jenen in Toronto, Cleveland und Hannover zu den größten der Welt gehört.

Schwerste Verläufe

Als Kriterien für eine mögliche Transplantation wurden folgende Faktoren festgelegt: Ausschöpfung aller konservativen Therapieoptionen, keine Erholung der durch Covid-19 geschädigten Lunge trotz mindestens vierwöchiger Beatmung/ECMO-Therapie, Nachweis des fortgeschrittenen und irreversiblen Lungenschadens in mehreren aufeinanderfolgenden CT-Untersuchungen, Alter unter 65 Jahren und keine relevanten Begleiterkrankungen. Weiters müssen KandidatInnen für eine Lungentransplantation in einem guten körperlichen Zustand sein oder eine reelle Chance auf eine volle körperliche Rehabilitation nach der Transplantation haben. „Diese Leitlinien lassen sich weltweit umsetzen, um besser selektieren zu können, welche Patientin bzw. welcher Patient tatsächlich für eine Lungentransplantation nach einer Covid-19-Erkrankung in Frage kommt.“

Zwölf durchgeführte Lungentransplantationen an der MedUni Wien und AKH Wien zeigten, dass selbst für Patienten mit schwersten Verläufen durch eine Lungentransplantation ein Überleben möglich ist.

Patientin Nummer 1

Die erste Patientin erlitt im März 2020 infolge der Covid-19-Infektion ein totales Versagen der Lunge, weshalb eine künstliche Beatmung nicht mehr möglich war. Sie konnte nur mehr durch die Kreislaufpumpe am Leben gehalten werden. Zum Zeitpunkt der Transplantation waren im PCR-Test noch Viruspartikel nachweisbar, die aber als nicht infektiös eingestuft wurden. Den Thoraxchirurgen und dem OP-Team von MedUni Wien und AKH Wien gelang es jedoch, die zerstörte Lunge der Patientin durch eine neue Spenderlunge zu ersetzen.

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