Genmanipulierte Schweine als Organspender

Das sind die ersten Ferkel ohne gefährliche Retroviren.
Mit der Genschere konnten für Menschen gefährlichen endogene Retroviren aus Schweinzellen entfernt werden. Erste Ferkel retrovirenfrei zur Welt gekommen.

Seit Jahrzehnten wird daran geforscht, Ersatzorgane für Menschen aus Schweinen zu gewinnen. In Richtung dieser sogenannten Xenotransplantation ist nun ein wichtiger Schritt geschehen – und zwar mit Hilfe der viel diskutierten Genschere CRISPR-Cas9, auch Gen-Editing genannt. Dabei werden mit einer Art Skalpell Gensequenzen herausgeschnitten, ausgeschaltet, verändert oder aber durch andere Genbausteine ersetzt. Schweine wären besonders geeignet, um aus ihnen Organe für Menschen zu gewinnen. Hinderlich ist aber – neben der Abstoßung der Organe durch den menschlichen Organismus – die Existenz endogener Retroviren (PERVs) im Genom der Schweine. Sie würden bei einer Transplantation in die Zellen der Spender geraten und Krankheiten erzeugen.

Ferkel ohne gefährliche Retroviren

Genmanipulierte Schweine als Organspender
Vier Minipigs stehen am 12.08.2014 im Gehege im Zoo in Hannover (Niedersachsen). Die vier kleinen Ferkel kamen am 25. Juli zur Welt. Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Wie nun im renommierten Fachmagazin „Science“ berichtet wurde, konnte ein Team um den Wissenschaftler George Church von der Harvard University die Gene der Retroviren im Genom der Schweinezellen deaktivieren, in Zelllinien, nicht am lebenden Tier. Zuvor konnten die Forscher beweisen, dass die Retroviren tatsächlich in die menschlichen Zellen einsickern, wenn Schweine- und Menschenzellen gemeinsam kultiviert werden. Mit Hilfe einer weiteren Methode, die hilft Gene zu reparieren, wurden schließlich Zellen geklont und gezüchtet, die offenbar zu 100 Prozent retrovirenfrei waren. Die daraus entstehenden Embryonen wurden dann in Sauen eingesetzt, nach Geburt waren die Ferkel frei von endogenen Retroviren. Somit sind das die ersten Tiere ohne diese für den Menschen gefährliche Viren.

„Das ist die erste Publikation, die über die Produktion von Schweinen ohne endogene Retroviren berichten kann“, so Luhan Yang, Co-Autorin der Studie, in einer Presseaussendung. Church gibt sich optimistisch - geht es nach ihm, seien erste Xenotransplantate bereits in zwei Jahren durchaus realistisch. Der Wissenschaftler hat eine eigene Biotech-Firma, eGenesis, gegründet, die sich auf Xenotransplantation spezialisiert hat. Es bleibt dennoch offen, ob die Schweinezellen und damit die Transplantate tatsächlich sicher für den Menschen sind.

Zum Thema Gen Editing gab es übrigens noch eine weitere spektakuläre Meldung: Zwei voneinander unabhängige Forscherteams berichteten, dass es ihnen gelungen sei, bei Ameisen mit der Genschere bestimmte Genabschnitte zu entfernen. Es handelt sich dabei um die ersten "Mutanten" bei Insekten, u.a. wurde ihr soziales Verhalten modifiziert.

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