Gefäßrisiko in den Beinen

Nicht immer geht die Infarktgefahr von den Herzgefäßen aus.

Erst gestern hatte ich eine Patientin, die wegen Wirbelsäulenbeschwerden und Schmerzen im Becken und den Beinen in Spitalsbehandlung und auf Kur war – ohne Erfolg“, erzählt Oberarzt Markus Haumer: „Tatsächlich hatte sie eine schwere Durchblutungsstörung in den Beinen, aber das hat niemand erkannt – und es wurde auch nicht danach gesucht. Deshalb ist auch die Dunkelziffer so hoch“. Auslöser der Gefäßprobleme ist die Atherosklerose: Fettreiche Ablagerungen erschweren den Blutfluss.

Der Internist am Landesklinikum Thermenregion Mödling hat – so wie andere Gefäßspezialisten auch – viele derartige Patienten: „Jeder weiß, dass es bei Gefäßverengungen im Herzen ums Leben gehen kann. Aber Durchblutungsstörungen in den Beinen werden viel weniger beachtet“, sagte Haumer bei der Apothekertagung in Saalfelden. Dabei hat die Hälfte dieser Patienten bereits zusätzlich eine Herz- oder Halsgefäß-Erkrankung.

Gefäßrisiko in den Beinen
„Eine Studie unter US-Internisten ergab: 92 Prozent erkundigen sich bei Patienten mit Risikofaktoren nach Herzbeschwerden – aber nur 37 Prozent nach Beschwerden den Beinen: „Das ist in Österreich nicht anders.“

Einfache Diagnose

Dabei wäre eine Diagnose in sehr vielen Fällen ganz einfach: „Durch eine gezielte klinische Untersuchung und die Messung des Blutdrucks an Armen und Knöchel können Durchblutungsstörungen mit großer Genauigkeit erkannt werden. Diese Untersuchungen sollten schon beim geringsten Verdacht veranlasst werden.“ Also etwa Schmerzen oder Ziehen beim Gehen bzw. auch mehrere der klassischen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, hohe Blutfette, Diabetes, Übergewicht, Rauchen.

Ein 60-jähriger Raucher mit sehr hohen Cholesterinwerten und sehr hohem Blutdruck habe das biologische Risiko eines 82-Jährigen, eine schwere Gefäßerkrankung zu bekommen.

„Rauchen gilt als Hauptrisikofaktor für Durchblutungsstörungen in den Beinen , erhöhtes Cholesterin für den Herzinfarkt und erhöhter Blutdruck für den Schlaganfall. Eine Kombination kann das Gefäßrisiko bis zum 12-fachen erhöhen“, sagt Haumer. „Der positive Effekt des Rauchstopps ist in etwa so groß wie der von zwei Medikamenten.“ Zigarettenverzicht, weitere Lebensstiländerungen und Medikamente gemeinsam können einen Patienten von der Hochrisikogruppe in jene mit mittlerem oder sogar niedrigem Risiko bringen. „Vorrangig gilt:

Senkung des Cholesterins so stark wie möglich,

Optimierung des Blutzuckers so früh wie möglich und

Optimierung des Blutdrucks so gut wie möglich.“

Das alleinige Aufdehnen von verschlossenen Gefäßen sei zu wenig: „Damit packt man das Problem nicht an der Wurzel und verlängert auch nicht unbedingt das Leben des Patienten. Dafür müssen Arzt und Patient mehr tun.“

Was ist der größte Schutzfaktor für das Herz? „Bildung“, sagte der Kardiologe Univ.-Prof. Friedrich Fruhwald von der MedUni Wien bei der Apothekertagung. Das zeigte die „Copenhagen City Heart Study“, für die fast 19.000 Menschen über einen Zeitraum von 21 Jahren alle fünf Jahre untersucht wurden.

Bei der Schulbildung wurden die Teilnehmer in drei Gruppen eingeteilt (weniger als 8 Jahre, 8–10 Jahre, mehr als zehn Jahre). „In der am besten gebildeten Gruppe war am Ende der Studie die Zahl der Patienten mit Herzschwäche (als Spätfolge von Herzerkrankungen) nur knapp halb so groß wie in der am schlechtesten gebildeten.“ Dieses Ergebnis decke sich auch mit seinen Erfahrungen aus der Herzschwäche-Ambulanz. Deshalb wäre aus Sicht der Kardiologen ein besseres Abschneiden der österreichischen Schüler beim Pisa-Test höchst wünschenswert.

Neuer Herzkatheter

Zur Behandlung von Vorhofflimmern ist in Tirol ein neuartiger Herzkatheter entwickelt worden. Dieser soll einen schnelleren und schonenderen Eingriff ermöglichen, erklärte Markus Stühlinger, Kardiologe an der Uniklinik Innsbruck, am Freitag. „Bisher konnte der neue Herzkatheter erfolgreich an zehn Patienten in Innsbruck und Linz getestet werden“, fügte er hinzu. Der neuartige Herzkatheter arbeite im Unterschied zu den herkömmlichen mit Kälte statt Hitze. „Er wird im linken Vorhof eingesetzt. Dort löst er in bestimmten Adern Erfrierungen aus, wodurch das Vorhofflimmern unterdrückt wird“, schilderte Stühlinger. Der große Vorteil daran sei, dass Kälte schonender für das Gewebe ist. Dieses werde zwar abgetötet, die Struktur bleibe jedoch erhalten, erklärte der Arzt. „Außerdem ist die Methode einfacher. Dadurch wird die Behandlung schneller und effektiver“, fügte er hinzu.

Entwickelt wurde der Herzkatheter von der Medizinischen Universität Innsbruck, der UMIT und dem Unternehmen „AFreeze“.

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