Gefährliche Atempausen im Schlaf

Gefährliche Atempausen im Schlaf
Nächtliche Atemaussetzer sollten nicht ignoriert werden. Folge- und Begleit­erkrankungen können gelindert werden.

Schnarchen. Schnaufen. Brummen. Plötzlich Stille – sekundenlang. Bis man wieder nach Luft schnappt. Aufatmen. Weiterschnarchen.

Atemaussetzer im Schlaf werden – wenn sie bemerkt werden – oft verharmlost. Bis zu 400.000 Österreicher leiden darunter, was im Fachjargon Obstruktive Schlaf­apnoe genannt wird. Ihr Atem setzt in der Stunde einige Male bis hin zu 60-mal aus. Etwa 90 Prozent davon sind weder diagnostiziert noch behandelt, verlautet die Österr. Gesellschaft für Schlafmedizin (ÖGSM) anlässlich des heutigen Weltschlaftages.

Die Obstruktive Schlaf­apnoe gilt als die schwerste Schlafstörung mit den negativsten Auswirkungen auf die Erkrankungs- und Sterblichkeitsrate. Denn neben unangenehmen Begleiterscheinungen wie Schnarchen, Schwitzen und dem ständigen Gefühl der Müdigkeit, kann sie auch gefährliche Folgen haben. Der Lungenfacharzt Wolfgang Mallin erklärt: "Bei dieser Schlafatemstörung kommt es zu einem Verschluss der oberen Atemwege. Das führt nicht nur zu einem Sauerstoffmangel. Auch das Risiko für Folgeschäden wie Herzinfarkt oder Schlaganfall steigt."


Depressionen

Wird die Apnoe nicht behandelt, steigt außerdem die Gefahr von Begleiterkrankungen wie Herzkrankheiten und Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Stoffwechselerkrankungen und Depressionen bis hin zum plötzlichen Herztod im Schlaf.

Die ÖGSM ruft daher dazu auf, bei Verdacht mit dem Hals-Nasen-Ohren- oder Lungenfacharzt und bei Bedarf im Schlaflabor abzuklären, ob eine Obstruktive Schlafapnoe vorliegt. Auch bei Patienten mit Diabetes, Bluthochdruck und Depressionen, bei denen Medikamente nicht anschlagen, sei eine schlafmedizinische Abklärung ratsam.

Doch wodurch werden diese Atemaussetzer ausgelöst und wie kann man sie behandeln? "Meist liegt die Ursache in anatomischen Veränderungen oder Fehlbildungen der oberen Atemwege", erklärt der HNO-Facharzt Robert Pavelka. Die gängigste Therapieform ist die CPAP-Behandlung. Dabei wird mithilfe einer Schlafmaske Luft in die Atemwege geblasen. Die Atmung wird regelmäßig, der Schlaf ist endlich wieder erholsam. Alternativ gibt es spezielle Zahnspangen, die die Atmung erleichtern sollen, bzw. kann auch ein operativer Eingriff Abhilfe verschaffen.

Keine Lösung sind jedenfalls Alkohol und Schlaftabletten. Gerade bei anatomisch bedingten Schlafstörungen könnten Schlafmittel das Einatmen noch schwieriger machen.

Jedes zehnte Kind ist ein Schnarcher

Ja, auch Kinder können unter Atemstörungen im Schlaf leiden. Laut Prim. Univ.-Prof. Reinhold Kerbl von der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin sind etwa zehn Prozent aller Kinder regelmäßige Schnarcher – und das sei nicht immer harmlos.

"Tatsächlich besteht bei jedem fünften Kind eine signifikante Behinderung der Nasenatmung", sagt Kerbl. Neben dem Schnarchen sei ein deutliches Zeichen etwa, wenn das Kind ständig mit offenem Mund atmet. Die Folgen sind Bettnässen, morgendliche Mundtrockenheit, tagsüber Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Schulschwierigkeiten. In vielen Fällen würde schon eine Entfernung der Mandeln und der Polypen Abhilfe verschaffen.

Doch bei zehn Prozent der schnarchenden Kinder liege eine Obstruktive Schlafapnoe mit gefährlichen Atemaussetzern vor (siehe auch Haupttext) . "Neben Gewichtsstillstand, verzögerter geistiger Entwicklung und sozialen Auffälligkeiten können sich dann auch organische Probleme ergeben", erklärt Kerbl. Diese können später das Herz und die Luftwege schwer belasten. "Die einzige Möglichkeit herauszufinden, ob diese Atemaussetzer vorliegen, ist derzeit im Schlaflabor." Leider gebe es in Österreich derzeit aber nicht genug Schlaflaborkapazitäten für Kinder und Jugendliche.

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