Gallenblase: Wann zur Operation geraten wird

Gallenblase (li.) und Bauchspeicheldrüse
Ein Spezialist für Magen- und Darmerkrankungen verrät, wie man eine Entzündung der Gallenblase erkennt und im Idealfall vorbeugt.

Univ.-Prof. Dr. Michael Rogy ist Facharzt für Chirurgie und Gefäßchirurgie in Wien; Spezialist für Magen- und Darmerkrankungen, minimal invasive Bauchchirurgie und Vorsorge. Er erklärt im Interview, wann die Gallenblase raus muss, wie eine Entzündung der Gallenblase genau diagnostiziert wird und wie man gar nicht erst Gallensteine bekommt.

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Gallenblase: Wann zur Operation geraten wird
Univ.-Prof. Dr. Michael Rogy, Chirurg

Welche Symptome deuten auf eine Entzündung der Gallenblase hin?

Es sind meist sehr unspezifische, nicht klar zuordenbare Schmerzen unter dem rechten Rippenbogen, die durch eine Entzündung der Gallenblase ausgelöst werden. Die Betroffenen bezeichnen sie meist als Oberbauch- oder fälschlicherweise Magenschmerzen. Meistens treten sie nach fettreichen Speisen auf, bei zunehmender Entzündung aber auch völlig unabhängig von der Nahrungsaufnahme. Bei einer Gallenkolik durch den Abgang eines Gallensteins können sie bis in die rechte Schulter ausstrahlen. Hinzu kommen oft Übelkeit und Blähungen.

Wie wird eine Entzündung diagnostiziert?

Aufgrund der Angaben der Patienten wird oft eine Gastroskopie (Magenspiegelung) durchgeführt. Aber nur im Ultraschall sieht der Arzt (z. B. Chirurg, Gastroenterologe oder Radiologe) eine entzündliche Verdickung der Gallenblasenwand. Auslöser sind in mehr als 90 Prozent der Fälle Gallensteine. In Verbindung mit regelmäßigen Schmerzen sind diese eine Indikation für eine operative Entfernung der Gallenblase. Allerdings muss der Eingriff in der Regel nicht sofort durchgeführt, sondern kann in Ruhe geplant werden.

Macht es einen Unterschied, ob man einen oder mehrere Steine hat?

Vor allem bei vielen kleinen Steinen besteht die Gefahr, dass diese über die Gallenwege (transportieren die Gallenflüssigkeit in den Zwölffingerdarm) abgehen und diese verstopfen. Dabei können Koliken – krampfartige starke Schmerzen im Magen-Darm-Bereich – ausgelöst werden. Gefährlich wird es, wenn Gallensteine den Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse verlegen. Verdauungssäfte können sich dann in die Bauchspeicheldrüse zurückstauen, eine sehr schmerzhafte Bauchspeicheldrüsenentzündung kann die Folge sein. Deshalb sollte beim Vorliegen vieler kleiner Steine, auch wenn sie nur wenige Beschwerden verursachen, immer eine Entfernung der Gallenblase überlegt werden.

Hat man durch die Entfernung der Gallenblase gesundheitliche Nachteile?

Nein. Anfangs sollte die Ernährung aber nicht zu fettreich sein. Die zur Verdauung von Fett notwendige Gallenflüssigkeit wird ja in der Leber gebildet, die Gallenblase nimmt einen Teil als Speicher auf, um sie dann bei Mahlzeiten abzugeben. Auch ohne dieses Reservoir kommt aber immer genug Galle zur Fettverdauung im Darm an.

Kann man sein Risiko für Gallensteine senken?

Die meisten Gallensteine sind Cholesterinsteine. Eine ausgewogene, fett- und cholesterinreduzierte Ernährung senkt das Risiko ebenso wie zwei bis drei Liter Wasser täglich sowie hoher Obst- und Gemüsekonsum. Auch Übergewicht ist ein Risikofaktor.

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