Frauen rauchen bei Stress, Männer in Gesellschaft

Raucher, Raucherlokale
Raucherinnen leiden anders unter der Abhängigkeit - auch das Aufhören fällt ihnen schwerer.

Frauen rauchen "anders" als Männer. Sie greifen vermehrt in Stresssituationen zur Zigarette, während Männer eher in Gesellschaft Nikotin konsumieren, also wenn es ihnen gut geht. Frauen beginnen zudem aus anderen Gründen mit dem Rauchen als Männer - und das immer früher, berichtet die MedUni Wien anlässlich der 7. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für geschlechtsspezifische Medizin, die am Freitag in Wien stattfindet.

So erklärt Andjela Bäwert von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, dass Frauen anders unter ihrer Nikotinabhängigkeit leiden. Sie schaffen es schwerer, ihre Sucht aufzugeben. Weil bei Frauen Nikotin schneller abgebaut wird, spüren sie den Entzug eher als Männer und reagieren darauf in vielen Fällen mit Stimmungsschwankungen, Depressionen, Angsterkrankungen oder Schlafstörungen.

Rückfallrate

Die Rückfallrate ist bei Frauen ebenfalls höher. Auch, weil das Rauchen bei vielen Frauen mit einer Gewichtsregulation verbunden ist und die Betroffenen befürchten würden, nach dem Rauchstopp durch vermehrten Appetit zuzunehmen, so die Expertin der MedUni Wien. "Viele Raucherinnen sagen sich 'bevor ich etwas esse, rauche ich eine Zigarette'."

Je früher man "mit dem Rauchen beginnt, desto eher wird man abhängig", warnt Bäwert. Daher sei die Prävention schon in jungen Jahren enorm wichtig - vor allem, da immer mehr junge Frauen rauchen, insbesondere in Österreich. Rund 40 Prozent der männlichen Europäer rauchen täglich, jedoch nur 18,2 Prozent der Frauen. Unter den 15-Jährigen hierzulande rauchen aber bereits mehr Mädchen als Burschen (21 Prozent bzw. 19 Prozent). Unter diesen Aspekten sei eine Berücksichtigung von geschlechtsspezifischen Aspekten in der Prävention, Therapie und Nachsorge nötig.

Generelles Rauchverbot

Als sinnvolle, präventive Maßnahme plädierte Bäwert für die Einführung eines generellen Rauchverbots - auch in Lokalen. "Einerseits wäre ein generelles Rauchverbot im Sinne einer präventiven Maßnahme zum Jugendschutz ein klares gesellschaftspolitisches Statement. Andererseits sinkt die Frequenz der Zigarettenkonsums automatisch, wenn man vor die Tür gehen muss."

Zur Vorsicht riet die Expertin bei E-Zigaretten: "Es gibt kaum Untersuchungen dazu. Daher wissen wir derzeit noch nicht, ob sie nicht zumindest gleich schädlich sind."

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