Fortschritt in der Brustkrebstherapie

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen
Antikörper-Chemotherapie wird Patientinnen Lebenszeit bringen

Eine neue Therapie soll Frauen mit metastasiertem Mammakarzinom eine Verdoppelung der Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung bringen.

Auch die Chancen von Frauen mit sehr fortgeschrittenem Brustkrebs, der medikamentös bisher kaum beherrschbar war, werden besser: Beim Europäischen Krebskongress wurde am Samstag in Amsterdam eine neue Studie mit einem Antikörper-Chemotherapie-Arzneimittel (T-DM1) vorgestellt, die die Zeit bis zum Weiterwachsen der Tumoren verdoppelt.

Der Hintergrund: In den entwickelten Industriestaaten mit einer Lebenserwartung von um die 80 Jahre erkrankt eine von acht Frauen im Laufe des Lebens an Brustkrebs. Wenn Metastasen vorliegen und bereits zwei, drei oder noch mehr medikamentöse Behandlungsstrategien ausgeschöpft sind, gab es bisher kaum mehr weitere etablierte Behandlungsmöglichkeiten.

Nun soll es für Frauen mit sogenanntem HER2-positivem Brustkrebs in einer solchen Situation eine neue Option geben: T-DM1, ein monoklonaler Antikörper, der gezielt an HER2-positiven Mammakarzinomzellen andockt und gleichzeitig das Chemotherapeutikum Emtansine in die bösartigen Zellen einschleust. HER2-positiv sind etwa 20 bis 25 Prozent der Mammakarzinome. Ehemals hatten Patientinnen mit diesen Tumoren eine besonders schlechte Prognose. Der monoklonale Antikörper Trastuzumab (Herceptin) verbesserte die Situation dramatisch. T-DM1 ist eine Weiterentwicklung durch Kombination des Antikörpers mit dem Chemotherapeutikum und weist auch geringe Nebenwirkungen auf. Emtansine wurde nach seiner Entwicklung vor eltichen nicht mehr verwendet, weil es in hoher Dosis einfach zu giftig ist.

In der wissenschaftlichen Studie wurden von Hans Wildiers (Belgien) und den Co-Autoren bis Februar dieses Jahres 602 Brustkrebspatientinnen aufgenommen, die zu 75 Prozent bereits einen Befall innerer Organe aufwiesen und zumeist schon vier onkologische Therapien inklusive moderne zielgerichtete Onkologika (Trastuzumab, Lapitinib etc.) erhalten hatten. Die Hälfte von ihnen bekam das neue Medikament einmal alle drei Wochen, die andere Hälfte jeweils eine andere Therapie nach Wahl des behandelnden Onkologen. Das Hauptergebnis: Die Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung stieg von 3,3 Monaten im Durchschnitt auf 6,2 Monate. 31,3 Prozent der Patientinnen sprachen auf die Therapie an (in der Vergleichsgruppe: 8,6 Prozent).

Wildiers in einer Aussendung des Krebskongresses: "Diese Daten bestätigen das Potenzial von T-DM1 in der Behandlung von HER2-positivem Brustkrebs mit Metastasen." Das könnte einen Wechsel in Therapie für die kommenden Jahre genau bei solchen Patientinnen bringen, für die bisher kaum mehr etablierte Strategien vorhanden waren. Bei den Nebenwirkungen schnitt das neue Arzneimittel insgesamt sogar besser ab als Vergleichsgruppe. T-DM1 (Roche) ist vor kurzem für die Zulassung in der EU vom entsprechenden Expertenkomitee der Arzneimittelagentur EMA empfohlen worden.

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