Forscher uneins über positive Wirkung von Alkohol

Forscher uneins über positive Wirkung von Alkohol
Die einen sagen, moderater Alkoholkonsum sei gesund, jetzt behaupten Forscher wieder, das stimme nicht.

Ein Glaserl in Ehren soll das Herz schützen und das Leben verlängern - das ist jedenfalls das Ergebnis zahlreicher Studien. Doch nun wollen britische Forscher wiederum den Gegenbeweis antreten. Demnach sind statistische Mängel in früheren Erhebungen dafür verantwortlich, dass moderatem Alkoholkonsum eine lebensverlängernde Wirkung nachgesagt wird, wie die Wissenschafter um Craig Knott vom University College London im British Medical Journal berichten.

Keine der analysierten Studien könne belegen, dass es der Alkohol sei, der sich positiv auf die Gesundheit moderater Trinker auswirke - und nicht etwa eine gesunde Ernährung. Außerdem seien ehemalige Vieltrinker, die nun gar keinen Alkohol mehr konsumieren, den Gruppen der Abstinenten zugeordnet worden, ohne dabei mögliche Langzeitschäden ihres Alkoholkonsums zu berücksichtigen.

Die Wissenschaftler werteten für ihre Analyse Befragungen von mehr als 50.000 über 50-jährigen Briten aus, die zehn Jahre lang ihren Alkoholkonsum dokumentiert hatten. Der Vergleich zwischen Gelegenheits- und Nicht-Trinkern ergab: Der Alkoholkonsum wirkt sich nicht signifikant auf die Länge des Lebens aus. Lediglich bei Frauen ab einem Alter von 65 Jahren stellten die Forscher einen minimalen, positiven Effekt geringer Alkoholmengen fest.

Rückschlüsse

Die Forscher glauben, dass methodische Ungenauigkeiten Alkohol gut dastehen lassen. In ihrer Analyse konnten sie nicht belegen, dass es der Alkohol ist, der sich positiv auf die Gesundheit moderater Trinker auswirkt. Auch ältere Studien können das den Forschern zufolge nicht zeigen. Schließlich könnte auch die besonders gesunde Ernährung von Wenig-Trinkern ausschlaggebend sein.

Allerdings wurde auch nicht zwischen der Art des Alkohols differenziert. So wird die positive Wirkung von Alkohol vor allem bei französischen und italienischen Studien dem Inhaltsstoff Reservatrol im Rotwein zugeschrieben.

Karl Mann vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim weist darauf hin, dass geringe Alkoholmengen beispielsweise vor bestimmten Arten des Schlaganfalls schützen können. Allerdings schränkt er ein: „Die minimalsten positiven Effekte sind in der Vergangenheit aber von der Werbung und Öffentlichkeit überbewertet worden.“ Denn prinzipiell bestehe bei Alkohol eine lineare Dosis-Wirkung-Beziehung: „Je höher der Konsum, desto größer der Schaden.“

Empfehlung

Eine Frau sollte pro Tag nicht mehr als 10 Gramm Alkohol trinken, ein Mann nicht mehr als 20 Gramm, empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Außerdem sollte man an zwei Tagen pro Woche ganz auf Alkohol verzichten. Eine Flasche Bier à 0,33 Liter hat der BZgA zufolge 12,7 Gramm Alkohol.

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