Feinstaub-Werte extrem erhöht

Stabiler Hochdruck, wenig Wind, kein Regen - bereits drei Wochen lang. Wie man sich vor dem gefährlichen Staub schützt.

Stabiles Hochdruckwetter seit drei Wochen, wenig Regen, wenig Wind: Das ist die Ursache für die hohe Feinstaubkonzentrationen vor allem in tieferen Gebieten im Norden und Osten Österreichs, heißt es beim Umweltbundesamt.

Wie wirkt sich Feinstaub auf den Körper aus?

"Das hängt sehr von der Empfindlichkeit und Anfälligkeit jedes Einzelnen ab", erklärt Sylvia Hartl, Präsidentin der Gesellschaft für Pneumologie. "Schleimhäute und Atemwege sind am häufigsten betroffen, weil sich der Feinstaub in der Feuchtigkeit leichter niederschlagen kann." Manche würden husten, andere leiden unter Atemnot. "Es wird aber auch Menschen geben, die daran sterben". - "Wenn jemand schon eine Grunderkrankung hat, wird es bedenklich", sagt Univ.-Prof. Egon Marth, MedUni Graz: "Das Atemsystem hängt ja auch mit dem Herz zusammen: Das Herz muss mehr arbeiten, damit die Organe mit Sauerstoff versorgt werden."

Ist es besser, sich derzeit in Innenräumen aufzuhalten?
"Nur, wenn nicht geraucht wird und nicht anderes Räucherwerk wie Öllampen, Räucherstäbchen oder ein Ofen eingesetzt wird - denn da ist die Feinstaubbelastung sicher genauso hoch", erklärt Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, MedUni Wien. Meiden Sie, wenn möglich, verkehrsreiche Straßen. Schon wenige Meter neben der Fahrbahn ist die Konzentration deutlich geringer.

Sollte man jetzt lüften?
"Auf alle Fälle", so Hutter. Er rät, das Lüften auf Tageszeiten mit geringerer Verkehrsbelastung zu verlegen. "Wenn möglich, straßenseitige Fenster nicht öffnen."

Ist Bewegung im Freien jetzt schädlich?
"Bewegung ist okay, Überanstrengung nicht", meint Hutter. "Spazieren ist okay, aber nicht so, dass man ins Schnaufen kommt." Radfahrer sollten - wenn möglich - Radwege und Seitengassen nutzen, statt direkt hinter Autos zu fahren.

Sollten Kinder derzeit lieber nicht ins Freie?
"Kinder mit Asthma oder Atembeschwerden und besonders empfindliche Personen sollten sich derzeit möglichst wenig im Freien aufhalten - vor allem nicht unter Belastung", meint Hartl. In diesem Fall rät sie eher zu Aktivitäten in Innenräumen. "Wenn drinnen geraucht wird, ist es allerdings sinnlos", ergänzt Hutter.

Wie sinnvoll sind Atemschutzmasken?
Gar nicht. "Die normalen Staubmasken schützen nicht vor diesen ganz kleinen Partikeln. Sie sind also nicht sinnvoll", erklärt Hartl. "Eine Maske, die diesen feinen Staub filtern kann, ist gar nicht im normalen Handel zu beziehen."

Was kann jeder selbst tun, um sich zu schützen?

"Die beste Initiative wäre, das Auto stehen zu lassen", meint Hartl. Hutter rät dazu, auf den Flüssigkeitshaushalt zu achten und sich vor allem draußen nicht zu überanstrengen. Wenn jemand bereits Atem- oder Herz-Kreislauf-Beschwerden hat, sollten diese abgeklärt werden.

Was unternehmen Städte?
"Wir setzen auf die Attraktivierung des Radverkehrs, günstigere Öffis sowie verkehrslenkende Maßnahmen wie die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung.", sagt Wiens Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne). Auch die Verteuerungen für das Kurzparken zielen darauf ab, Verkehr und Feinstaubbelastung zu reduzieren. Zusätzlich sollen Lkw, die vor 1996 zugelassen wurden (50.000, ein Anteil von 13%), ab dem Frühjahr 2012 nicht mehr in der Stadt fahren dürfen.

Der steirische FPÖ-Verkehrs- und Umweltlandesrat Gerhard Kurzmann setzt auf Bekämpfung des Hausbrands: Zweitheizungen mit Holz oder Kohle dürfen nicht mehr befeuert werden, wenn die Grenzwerte an drei Tagen hintereinander überschritten werden. Es gilt Anschlusspflicht an die Fernwärme (allerdings mit Übergangsfristen von bis zu zehn Jahren). Im Straßenverkehr gilt Tempo 100 bei Belastung auf den Autobahnen rund um Graz. Statt Streusplitt soll Salz gestreut werden. Die "grüne Welle" soll den Verkehr verflüssigen.

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