Michael Martin: Beobachter von Extremen
Mit Eisbrechern, Hundeschlitten, Geländeautos, auf Skiern und im Helikopter – sechs Jahre lang bereiste Michael Martin für sein jüngstes Projekt die Extremregionen dieser Erde. Er war einsam, aber nie alleine – fühlte sich der unberührten Natur verbunden. Das Ergebnis ist derzeit beim "Edelweiss-Bergfilm-Festival" der Naturfreunde zu sehen, wo der Fotograf und Autor seinen Vortrag "Planet Wüste" zeigt.
Fasziniert haben ihn bei seiner ersten Reise weniger die Himmelsobjekte, die sie beobachten wollten, sondern die Dünen – "wenn sie im Abendlicht Schatten warfen". Die schlichte Landschaft ließ ihn nicht mehr los. Er sieht sie als Gegensatz zu unserer Gesellschaft: "Hier ist alles zubetoniert, vernetzt und kompliziert. Die Wüste ist klar und einfach." Aber weit vielfältiger, als man vermuten würde, etwa Geröll, Felsen, Steppe und Eis. Michael Martin drang in ihre entlegensten Winkel vor.
Wandel und Stillstand
Was er dort gefunden hat: Wandel und Stillstand. Die Nomadenkultur der Menschen habe sich stark verändert – gerade in Ländern, die sich wirtschaftlich weiterentwickelt haben wie China, Algerien und Libyen, berichtet Martin. Kinder, die mit ihren Eltern in Zelten wohnten und von Tierzucht lebten, arbeiten heute im Straßenbau oder als Nachtwächter. Im Gegensatz dazu ist das Leben im Tschad seit Jahrzehnten unverändert: "Wir Europäer wünschen uns das romantische Bild, dass die Menschen traditionell leben und finden es nicht gut, wenn dieses hinweggefegt wird. Allerdings haben die Leute noch immer zu wenig Krankenstationen, Schulen und sterben an leicht behandelbaren Krankheiten."
Solche Erlebnisse und die vielen Reisen haben seinen Blick verändert: "Ich schätze unsere Rechtssicherheit, freie Presse und Menschenrechte, vieles sehe ich aber differenzierter." Die "Vollkasko-Mentalität" im Westen kann er nicht nachvollziehen: "Manche Menschen verlieren in einem Winter ihre ganze Ziegenherde oder ihr Kind stirbt an einer harmlosen Krankheit, da müssen uns wir Europäer nicht so ins Hemd machen."
Was ihm noch auffällt: Die Neugier auf die Welt ist nicht mehr so groß, vieles ist schon entdeckt worden. Wer heute etwas erleben will, muss tiefer graben, in entferntere Winkel reisen. Die aber oft näher sind, als vermutet: "Der Alpenraum ist touristisch erschlossen, dennoch findet man noch Täler und Routen, wo etwas zu erleben ist. Abenteuer gibt es immer, die Lust sie zu entdecken, steckt im Menschen."
Extrem-Bilder: Festival und Stargast
Fotograf und Autor: Michael Martin, geboren 1963 in Bayern, veröffentlichte 30 Bildbände und Bücher, hielt zirka 2000 Vorträge und produzierte Fernsehfilme. Zudem setzt er sich für den Schutz von Wüsten ein –"Sie sind es Wert, haben aber keine Lobby." Infos unter: www.michael-martin.de
Termine; Das Edelweiss-Bergfilmfestival macht am Donnerstag, 9. März, in Wien Station (Gartenbaukino,19.30 Uhr), am 10. März in Spielberg (Stmk.), 11. März Klagenfurt, 12. März Neudörfl/Wr. Neustadt und am 13. März wieder in Wien, im Gartenbaukino. Infos unter: www.bergfilmfestival.naturfreunde.at
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