Die umstrittene Hormon-Diät

Die umstrittene Hormon-Diät
Die Hollywood-Diät lässt mit Schwangerschaftshormonen Problemzonen schmelzen. Doch Experten kritisieren fehlende Studien.

Aus Alt mach Neu: Eine Diät, die schon in den 50er-Jahren als "Cura Romana" Schlagzeilen machte, erlebt derzeit eine Renaissance. Weil die Stars und Sternchen damit verlockend schnell und einfach ihre Kilos purzeln lassen, ist die Hollywood-Diät derzeit wieder in aller Munde. Auch die Schauspielerin Andrea Händler hat ihre Erfahrungen damit gemacht: "Es spornt einen an, weil die Diät zügig an die berühmten Stellen geht." Händler hat damit sieben Kilo abgenommen.

Das Prinzip lässt sich einfach erklären: Über vier bis acht Wochen wird das Schwangerschaftshormon hCG gespritzt – parallel dazu gilt es, eine Diät mit 500 Kilokalorien am Tag einzuhalten (normal wären 2000). Der Körper glaubt, es besteht eine Schwangerschaft und will den Nachwuchs mit Nahrung versorgen. Durch den Kalorienmangel zapft er die Fettreserven an. Der Hormonexperte Univ.-Prof. Johannes Huber erklärt: "Durch das hCG werden die männlichen Androgen-Hormone stimuliert, die das Fett auflösen." Daher wirkt das Hormon auch bei Männern.

Während in den USA das Geschäft mit der hCG-Diät floriert, gibt es hierzulande viele Skeptiker. Der Ernährungsmediziner Univ.-Prof. Kurt Widhalm hält es für sehr bedenklich, Hormone ohne eine Indikation zu verabreichen. "Die Methode mag wirksam sein, um sich für ein einzelnes Event herunterzuhungern. Der effektivste Weg ist noch immer eine Umstellung der Lebensgewohnheiten, die man dauerhaft einhalten kann."

Vor einem gewaltigen Jo-Jo-Effekt warnt der Hormonspezialist Prof. Markus Metka: "Abnehmen tut man – das ist ganz klar, aber die ,Cura Romana" ist ein ziemlich brutaler Eingriff in das Hormonsystem mit unbekannten Langzeitfolgen. Es wird nicht nur der Fettabbau aktiviert, sondern auch viele andere Stoffwechselvorgänge." Die Experten kritisieren unisono das Fehlen großer Studien und häufig unseriöse Geldmacherei.

Individuell anpassen

Etliche österreichische Anbieter wollten auf KURIER-Anfrage daher auch keine Stellungnahme zur hCG-Diät abgeben. Einzige Ausnahme war Dr. Andreas Nather von der Woman & Health Klinikin Wien, bei der auch Andrea Händler war: "Die ursprüngliche Diät muss den heutigen Gegebenheiten angepasst werden." Das umfasst in seiner Klinik eine ausgiebige Betreuung: "Man muss sich bei jedem individuell die kompletten hormonellen Zusammenhänge ansehen, ob eine solche Therapie überhaupt etwas bringen kann." Weiters müsse der Stoffwechsel sowie das Ernährungs- und Lifestyle-Verhalten betreut werden (Kostenfaktor ab 1400€).

Leider setzen die vielen Anbieter die hCG-Dosis sehr unterschiedlich ein, bedauert Nather. Wichtig sei es, über die Wirkung und Nebenwirkungen aufzuklären. "Denn zu viel hCG könnte zu viel Androgene produzieren, die etwa zu Haarausfall und schlechter Haut führen können, wobei wir in der Kinderwunschtherapie weit höhere Dosen einsetzen." Mit dem Programm will Nather auch dem Jo-Jo-Effekt vorbeugen: "Wenn ich dem Patienten nicht ein komplettes Konzept biete, sein Gewicht zu halten, dann ist jede Diät sinnlos."

Cura Romana: Ursprung in Italien

Entwickelt wurde die Abnehmmethode mit hCG im Salvador Mundi International Hospital des Vatikan. Erstmals angewandt wurde sie 1954 vom britischen Endokrinologen Albert Simeons. Unter den ersten Anhängern fanden sich berühmte Schauspieler wie Marcello Mastroianni und Sophia Loren.

Laut Simeons greift das Schwangerschaftshormon Beta-hCG (humanes Choriongonadotropin) in Kombination mit einer kalorienarmen Diät (maximal 500 Kalorien am Tag) das hartnäckige Depotfett an. Problemzonen wie an der Hüfte oder an den Oberschenkeln schwinden auf diese Art rasch.

KURIER-Gesundheitstalk

Beteiligen Sie sich beim KURIER-Gesundheitstalk, der Eintritt ist frei. Sie finden uns auch auf Facebook unter www.facebook.com/KURIERGesundheitstalk . Posten Sie gerne direkt auf der Seite oder schreiben Sie uns ein Mail an gesundheitstalk@kurier.at

Kommentare