6.000 Jahre alter Schädel mit chirurgischen Öffnungen

Gut verheilte und lange überlebte Trepanation (operatives Verfahren).
Experten vermuten rituelle Gründe - Überlebenschancen standen gut.

Ein deutsch-russisches Forscherteam hat 6.000 Jahre alte Schädel mit chirurgischen Schädeleröffnungen entdeckt. Anthropologen fanden in Südrussland insgesamt 13 solcher Schädel aus der Bronzezeit mit einem Loch an der gleichen Stelle, wie das Deutsche Archäologische Institut in Berlin mitteilte. Sie vermuten rituelle Gründe für die hoch riskanten Operationen.

Patienten überlebten

Trotz der hohen Risiken überlebten die meisten der Patienten nach Ansicht der Forscher den Eingriff. Die spezielle Lage der Schädelöffnungen und die Tatsache, dass keine Spuren von Traumata oder Krankheiten sichtbar waren, ließen einen rituellen Hintergrund der Operation vermuten.

6.000 Jahre alter Schädel mit chirurgischen Öffnungen
Natalia Berezina /Deutsches Archäologisches Institut
Chirurgische Schädeleröffnungen belegen die frühen medizinischen Kenntnisse der Menschen seit mehr als 10.000 Jahren. Es ist sehr schwierig und meistens sogar unmöglich, die Gründe für eine Operation an einem Schädel zu erkennen. Ist die Ursache ein Trauma, sind möglicherweise noch Bruchlinien am Schädel zu sehen. Handelt es sich um eine Krankheit wie Epilepsie oder Migräne oder um rituelle Gründe, sind am Knochen keine Hinweise auf den Operationsgrund sichtbar.

Die 13 in Russland gefundenen Schädel wurden lupenmikroskopisch sowie mit Röntgen- und Computertomographen untersucht. Die Operationen wurden demnach mit zwei unterschiedlichen Techniken vorgenommen: Das Loch entstand entweder durch Schaben mit einem scharfen Gegenstand oder durch Ausschneiden eines rundlichen Knochenstücks. Es wurden Männer und Frauen im Alter zwischen zehn und 60 Jahren operiert. Die meisten Patienten sollen die Operation für einen langen Zeitraum überlebt haben.

Dies zeige, dass es sich um spezialisierte Operateure gehandelt haben müsse, die diesen Punkt am Schädel absichtlich wählten. Dies sowie fehlende Hinweise auf Frakturen oder Erkrankungen am Schädel deuten nach Ansicht der Forscher auf einen eher rituell begründeten Operationsgrund hin. Der Bericht wurde im Fachmagazin "American Journal of Physical Anthropology" veröffentlicht.

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