COPD: Keine hoffnungslose Lage

COPD: Keine hoffnungslose Lage
Die richtige Therapie kann den Gesundheitszustand bei COPD verbessern.

Geraucht hat Frank Kübler, 71, nie. Aber er musste als Kleinkind oft in den schlecht belüfteten Luftschutzstollen im Mönchs- und Kapuzinerberg ausharren. „Seither habe ich Lungenprobleme.“ Später war der langjährige zweite Geschäftsführer der Österreich-Werbung oft Passivrauch ausgesetzt. „1989 habe ich dann erstmals das Wort COPD gehört – davor war immer von chronischer Bronchitis die Rede.“ Kübler lässt sich nicht unterkriegen: „Ich gehe regelmäßig zur Kontrolle, nehme alle Medikamente regelmäßig und versuche auch körperlich aktiv zu sein. Das alles hilft mir sehr.“

„Die chronische Lungenkrankheit COPD bedeutet für die Betroffenen eine ernste, aber keine hoffnungslose Situation“, betont Prim. Norbert Vetter vom Otto Wagner Spital in Wien. Er ist einer der Referenten beim Gesundheitstalk kommenden Montag, 19.11., an der MedUni Wien . Veranstalter sind der KURIER, die MedUni Wien und Novartis. Der Eintritt ist frei.

„Die Lunge hat große Reserven. Gleichzeitig entwickelt sich die Atemnot – im Gegensatz zu Asthma – bei COPD langsam und schleichend“, sagt Vetter. „Die Betroffenen führen sie lange auf ihr Alter oder ein höheres Körpergewicht zurück.“ Derzeit ist jeder vierte Todesfall weltweit auf COPD zurückzuführen – 2020 könnte es bereits jeder dritte sein.

Verbesserung

„Ich möchte dagegen auftreten, dass bei dieser Erkrankung die Situation des Betroffenen unumkehrbar schlechter wird“, so Vetter. „Ich sehe viele Menschen, bei denen es durch die Therapie zu einer messbaren Verbesserung der Lungenfunktion kommt. Das Volumen, mit dem man atmet, kann signifikant verbessert werden.“ Bei rechtzeitiger Behandlung könne man Invalidität und Pflegebedürftigkeit ganz verhindern oder zumindest sehr lange hinausschieben.

„Eine Säule der Therapie sind die Medikamente. Die zweite Säule ist ein Trainingsprogramm.“ Denn vor Beginn der Medikamenteneinnahme sei die Muskulatur durch die geringe körperliche Betätigung oft schon verkümmert: „Die verbesserte Lungenfunktion führt zu höherer Leistungsfähigkeit, aber die Muskeln müssen erst wieder auftrainiert werden.“

Luftschadstoffe

„COPD wird in der Bevölkerung massiv unterschätzt“, sagt der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien. „Es ist vielen nicht bewusst, dass es sich um eine der häufigsten Todesursachen handelt.“ Auch wenn Rauchen ein wichtiger Faktor ist: „Anderen Ursachen wird zu wenig Beachtung geschenkt – Arbeitsplätzen mit hoher Staubbelastung und ganz allgemein der Luftverschmutzung.“

Laut einer internationalen Studie führe Feinstaub in Österreich jährlich zu 6000 Neuerkrankungen an chronischer Bronchitis – diese aber kann sich zu einer COPD entwickeln. „2500 dieser jährlichen Neuerkrankungen werden durch Feinstaub aus dem Straßenverkehr ausgelöst. Eine Kombination von Rauchen und Luftschadstoffen erhöht die Gefahr noch zusätzlich.“ Es gebe eine Tendenz, das COPD-Risiko durch Umwelteinflüsse zu verharmlosen, sagt Hutter: „Man darf aber nicht einen Risikofaktor gegen den anderen ausspielen.“

Verbreitung: Die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) geht von rund einer Million Menschen mit COPD in Österreich aus, davon 300.000 bis 400.000 in einem behandlungsbedürftigen Stadium.Weltweit wird die Zahl der Erkrankungen auf ca. 600 Millionen geschätzt.

Risikofaktoren: Bei einem großen Teil der Betroffenen ist Rauchen die Ursache. Etwa 15 bis 20 Prozent der Raucher entwickeln eine COPD. Nichtraucher erkranken durch Staubbelastung im Beruf, Umweltverschmutzung (z. B. Feinstub, Ozon), Passivrauch oder genetische Veranlagung.

Symptome: Die wichtigsten sind Atemnot, Husten und Auswurf („AHASymptomatik“). Täglicher Husten – zu Beginn sehr häufig morgens – ist meist das erste Anzeichen. Zuerst tritt die Atemnot nur bei Belastung auf, später auch in Ruhe. Zusätzlich können Geräusche beim Atmen auftreten.

Therapie: Erste Maßnahme ist ein Rauch-Stopp. Bronchienerweiternde und entzündungshemmende Medikamente lindern die Symptome bei richtiger Einnahme deutlich. Bei fortgeschrittener Erkrankung wird Sauerstoff zugeführt. Letzte Möglichkeit ist eine Lungentransplantation.

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