Bubble Tea kann Kleinkinder gefährden

Bubble Tea kann Kleinkinder gefährden
Für Kleinkinder besteht ein großes Risiko, dass die Kügelchen in die Luftröhre und in die Lunge geraten, warnen jetzt Experten.

Unter Jugendlichen ist er das Trendgetränk: Bubble Tea, ein süßes Mischgetränk, meist auf der Basis von Schwarz- oder Grüntee mit erdnussgroßen Geleekügelchen (Bubbles) aus Stärke. Bisher kritisierten Experten – etwa die Stiftung Warentest – den hohen Zuckergehalt vieler dieser Produkte, der etwa jenem von Cola entspricht. Auch synthetische Azofarbstoffe, die im Verdacht stehen, bei Kindern zu Hyperkaktivität und Aufmerksamkeitsdefiziten zu führen, waren ein Thema. Doch jetzt warnen deutsche Behörden auch vor lebensgefährlichen Folgen für Kleinkinder.

Diese Getränke werden mit einem breiten Strohhalm konsumiert, durch den auch die Bubbles in den Mund gesaugt werden. "Insbesondere bei Kindern bis zum Alter von vier Jahren besteht die Gefahr, dass sie versehentlich Fremdkörper in die Lunge verschlucken", sagt Andreas Hensel, Präsident deutschen des Bundesinstituts für Risikobewertung.

Erstickungsgefahr

Bubble Tea kann Kleinkinder gefährden

Diese Gefahr sei bei den Kügelchen mit ihrer kaugummiartigen Konsistenz sogar noch größer als bei den "für Kleinkinder ebenfalls hochgefährlichen Erdnüssen", sagt Wolfram Hartmann, Präsident des deutschen Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Die deutsche Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner fordert bereits Warnhinweise auf den Bechern.

"Kleine Kinder sollte man auf keinen Fall vom Bubble Tea trinken lassen", warnt auch Univ.-Prof. Susanne Greber-Platzer von der Kinderklinik der MedUni Wien / AKH Wien. Gelangen die Kügelchen in die Luftröhre, könne dies mehrere Folgen haben: "Kommt es zum Verschlucken besteht Aspirationsgefahr, dass heißt, es kann am Eingang der Luftröhre zu einem reflexartigen, krampfartigen Verschluss kommen – das bedeutet Erstickungsgefahr. Bleiben die Kügelchen in den Atemwegen stecken, kommt es durch die lokale Reaktion des Gewebes ebenfalls zu Atemnot und Hustenattacken."

Gelangen sie in die kleinen Atemwege und bleiben sie dort länger liegen, ist eine lokale Lungenentzündung die Folge. "Sollte es nach dem Trinken zu den beschriebenen Symptomen wie Husten oder Atemnot kommen, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden." Kinderärztin Greber-Platzer ist ebenfalls für Warnhinweise: "Bei den Kügelchen handelt es sich um verschluckbare Teile – und wie bei Spielzeug sollte darauf hingewiesen werden, dass diese Produkte zumindest für Kinder bis drei Jahre nicht geeignet sind." Und sie gibt zu bedenken, dass dieses Modegetränk "auch das Auftreten von Adipositas (Fettleibigkeit) fördert".

"Unter einer Stunde Training braucht man keine Sportgetränke"

Unzählige Hobbysportler schwören auf ihren persönlichen Sportdrink – ein boomender Markt. Die Produkte sollen leistungssteigernd und regenerierend wirken. Den Beweis nach wissenschaftlichen Kriterien bleiben die Hersteller oft schuldig. Britische Forscher verglichen Werbung und Studien zu mehr als 100 Produkten. Nur drei Prozent entsprachen üblichen Qualitätsstandards von Studien. Ebenso waren die Teilnehmerzahlen viel zu gering.

Für den Sportmediziner Univ.-Prof. Paul Haber sind Iso-Drinks ein unnötiger und teurer Spaß. "Jemand, der ein bis drei Mal pro Woche je unter einer Stunde trainiert, braucht keine Sportgetränke. Was der Mensch an Elektrolyten und Mineralien braucht, ist in der Nahrung enthalten."

Als Faustregel bei körperlicher Belastung gilt jedenfalls: Pro Stunde Sport einen Liter Flüssigkeit zusätzlich aufnehmen. Die erhält der Körper ebenso aus fester Nahrung, aus der ohnehin die Hälfte des normalen täglichen Flüssigkeitsbedarfs (ca. 2,5 Liter) gedeckt wird. Beim moderaten Sporteln ist übrigens das Trinken während des Trainings selbst gar nicht nötig.

Zuckergehalt

Für Hobbysportler ist ebenso der meist hohe Zuckergehalt der Iso-Drinks problematisch. Im Ausdauer- und Profisport ist Glucose jedoch wichtig, betont Haber. "Bei lang dauernder Anstrengung (länger als eine Stunde, Anm.) und Wettkämpfen werden die eigenen Vorräte mit Flüssigkeit und Kohlenhydraten – in Form von schnell verwertbarer Glucose – gestreckt." "Wenn man da nicht trinkt, sind die Depots nach einer Stunde leer."

60 Gramm Zucker (ca. 6 bis 8 Prozent) pro Liter Wasser gelten als optimale Mischung. Sie lässt sich mit drei Teilen Mineralwasser und einem Teil Apfelsaft leicht herstellen. Bei Hitze verbraucht der Körper zwei bis drei Liter Wasser pro Stunde. Haber: "Bei starkem Schwitzen kann er den Mineralverlust mit reinem Wasser nicht mehr ausgleichen." Etwas Salz im Obi g’spritzt ( 1 getrichener Teelöffel auf einen Liter) hilft.

Bubble Tea kann Kleinkinder gefährden

Der KURIER Gesundheitstalk greift aktuelle Gesundheitsthemen auf, Experten stehen Rede und Antwort. Wir laden Sie herzlich ein, der Eintritt ist frei.

Nächster Termin zum Thema "Schmerz":
19. September 2012. Alle Details finden Sie hier


Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

Kommentare