Brustkrebs: 8 von 10 Frauen werden geheilt

Befürworter entgegnen, dass durch das Screening die Zahl der großen, spät entdeckten Tumore zurückgeht. Ein Problem ist, dass viele der Studien zu diesem Thema nicht exakt vergleichbar sind und unterschiedlich interpretiert werden. Erst, wenn das Programm mindestens zehn Jahre flächendeckend im Einsatz ist, wird es Daten geben, die den Einfluss der Mammografie zeigen. In Österreich wird das nach 2020 sein.
Die Therapien haben sich sehr verbessert. Auf dem Europa-Kongress in Wien wird über neue Methoden diskutiert.

Es ist eine riesige Erfolgsgeschichte", sagt Univ.-Prof. Christian Singer, Leiter des Bereiches Brustgesundheit an der Frauenklinik der MedUni Wien: Acht von zehn Frauen können heute von Brustkrebs geheilt werden. Und bei fortgeschrittenen Erkrankungen stieg in den vergangenen zehn Jahren die durchschnittliche Überlebenszeit von 22 auf 58 Monate. 6000 Ärzte aus 100 Ländern nehmen ab heute, Mittwoch, an der European Breast Cancer Conference 2012" (EBCC) im Austria Center Vienna teil.

"Die deutliche Steigerung der Heilungsrate ist der Erfolg einer Politik der kleinen Schritte", sagt Singer.

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  • Durch verbesserte Früherkennung werden mehr kleine Tumore erkannt.
  • Die Anti-Hormontherapie halbierte das Risiko des Wiederauftretens von hormonabhängigem Brustkrebs.
  • Neue Chemotherapien verringerten die Sterblichkeit um 30 Prozent.
  • Chirurgie und Bestrahlung sind heute viel präziser.
  • Neue Biotech-Medikamente (Antikörper) unterbinden bei bestimmten Krebsformen gezielt das Tumorwachstum. Der nächste Schritt ist die Kombination zweier solcher Substanzen.

Guter Ruf

Brustkrebs: 8 von 10 Frauen werden geheilt

Österreich hat in der Brustkrebsforschung einen exzellenten Ruf. Die Österr. Studiengruppe für Brust- und Darmkrebs (ABCSG) organisiert in 100 medizinischen Zentren in Österreich Patientenstudien mit neuen Behandlungskonzepten und Medikamenten. "Um diese Kooperation werden wir weltweit beneidet", sagt Univ.-Prof. Michael Gnant, Kongress-Organisator und Leiter der Gruppe. Einer der Erfolge: Erhalten junge Frauen nach der OP zusätzlich zur Anti-Hormontherapie das Anti-Osteoporose-Mittel Zoledronsäure, sinkt das Risiko eines Wiederauftretens der Erkrankung deutlich.

"Ich lasse mich nicht unterkriegen"

"Bei mir endet jeder Tag mit einem Lächeln." Die frühere Ordinationsassistentin Emmi Agha, 64, ist, wie sie von sich sagt, "ein sehr positiver Mensch". 1995 schwoll während des Tennisspielens ihre linke Brust stark an – Brustkrebs. Trotz ihrer Entfernung 1996 wird 2005 hinter dem Brustbein wieder ein Tumor diagnostiziert. Sechs schwere Operationen und zahlreiche Chemotherapien folgen.

Agha leitet die Selbsthilfegruppe Eisenstadt, organisiert u. a. Vorträge und Kochworkshops: "Ich rate den Frauen, offen über ihre Krankheit zu reden." Sie sei dankbar für den medizinischen Fortschritt und Studien mit neuen Medikamenten: "Vor zehn Jahren gab es viele von den heutigen Möglichkeiten nicht." Und sie bleibt zuversichtlich: "Im Sommer möchte ich wieder Tennis spielen. Ich lasse mich nicht unterkriegen – dazu ist das Leben viel zu schön."

Veranstaltungstipp

Am 27.3., 18 Uhr findet an der MedUni Wien (Spitalg. 23, 1090 Wien) ein Gesundheits-Talk zum Thema "Brustkrebs: Neueste Forschungserkenntnisse" statt. Eine Initiative von KURIER, MedUni Wien und Novartis. Infos: gesundheitstalk@kurier.at.

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