Bezahlte Profile: Wie objektiv ist DocFinder.at?

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Negative Bewertungen werden gelöscht, Ärzte können ihre Präsenz mit Abo-Paketen erhöhen.

Auf seiner Homepage wirbt der Arzt mit dem "Patient’s Choice Award" von DocFinder.at – auf der größten Ärztesuch-Plattform Österreichs wurde er zu einem der beliebtesten Mediziner seiner Fachrichtung gewählt. Das jährliche Ranking entsteht vor allem auf Basis der Bewertungen der Patienten, die sich zuvor auf der Plattform anmelden müssen.

Doch wer sich die Bewertungen auf seinem DocFinder-Profil näher durchliest, findet ein anderes Bild: Unzufriedene Patienten beschweren sich, dass sie im Wartezimmer aufgefordert werden, positive Bewertungen abzugeben. Kritische Kommentare werden von dem Arzt schnippisch und herablassend beantwortet – oder sie werden gelöscht, wie sich in anderen Foren nachlesen lässt.

Dass auf DocFinder nicht alles Gold ist, was glänzt, weiß auch die Österreichische Patientenanwaltschaft zu berichten. "Wir bekommen immer wieder vertrauliche Mitteilungen", berichtet Sprecher Gerald Bachinger. "Es ist dennoch besser, dass es so was gibt, als wenn es das gar nicht gäbe."

300.000 Bewertungen

Immerhin finden Patienten auf der Plattform unkompliziert Ärzte in ihrer Nähe, bekommen Infos zu Ordinationszeiten, Kassenverträgen und Dienstleistungen. Den Betreibern zufolge gibt es monatlich rund fünf Millionen Patientenanfragen (Page impressions), insgesamt wurden bisher knapp 300.000 Bewertungen zu rund 20.000 Ärzten abgegeben.

Bei dem umfassenden Angebot ist vielen Patienten aber nicht klar, dass Ärzte die Plattform dafür bezahlen können, mehr Patienten zu erreichen. Um 49 Euro/Monat wird das Profil auf DocFinder mit einem Foto versehen und die Homepage des Arztes verlinkt. Für 199 Euro/Monat gibt es ein umfassendes Abo-Paket, mit dem nicht nur die Praxis und die Leistungen besser vorgestellt werden können – man wird unter anderem auch in den Suchergebnissen auf der Plattform hervorgehoben, das Profil wird für Suchmaschinen wie Google optimiert, und man erhält personalisierte Weiterempfehlungskarten. Optional kann man noch als Experte in Ratgeber-Videos auftreten und sich Bewertungsfragebögen für die Praxis schicken lassen.

Die Betreiber von DocFinder sehen die Plattform dennoch nicht als Werbeportal für Ärzte, wie Geschäftsführer Gerald Timmel dem KURIER erklärt: "DocFinder ist ein Gesundheitsportal, das sich mit seinem Angebot sowohl an Patienten als auch an Ärzte richtet, mit dem Ziel ein optimales Arzt-Patienten-Matching zu unterstützen. Patienten nützen unser Gesundheitsportal kostenlos, und auch für Ärzte ist die Standarddarstellung ihrer Arztdaten kostenlos." Die Einnahmen aus den Abo-Paketen würden nur einen Teil der Kosten decken. Eine weitere Säule stelle die Vermarktung von Bannerflächen dar.

Löschungen

Gelöscht werden laut Timmel etwa sechs Prozent aller Bewertungen – "unabhängig von einer bezahlten Mitgliedschaft". Er erinnert an ein Urteil des Obersten Gerichtshofs von 2015, wonach Mediziner von der Plattform nicht mehr so leicht die Löschung negativer Kommentare verlangen können. Die Entfernung eines Beitrags sei daher die "letzte Instanz" im Rahmen der Qualitätssicherung und hänge davon ab, ob sie den AGB der Betreiber sowie den gesetzlichen Bestimmungen entspricht.

Während die Ärztekammer sich auf KURIER-Anfrage mit einer Bewertung der Plattform lieber zurückhält, verweist Patientenanwalt Bachinger auf ein deutsches Modell, das objektive Informationen über Ärzte, Pflegeheime und Krankenhäuser bietet. Die "Weisse Liste" ist ein Projekt der Bertelsmann Stiftung und wird von den Dachverbänden der größten Patienten- und Verbraucherorganisationen Deutschlands unterstützt. "Freitexte wie sie auf DocFinder möglich sind, sind immer sehr subjektiv. Durch standardisierte Fragen wird viel eher ein objektives Level erreicht."

Unabhängig vom Ärzte-Ranking kann vor allem der Ton, mit dem Mediziner auf DocFinder auf die Kritik ihrer Patienten reagieren, dabei helfen, sich ein besseres Bild zu machen.

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