Bewegung im Alter bringt sechs Jahre

Bewegung im Alter bringt sechs Jahre
Österreichs Senioren sind zu wenig aktiv und leiden häufig unter Depressionen, zeigt ein aktueller Bericht.

Es ist nie zu spät, um auf seine Gesundheit zu achten: Leichte körperliche Betätigung wie Schwimmen, Spazierengehen, Gymnastik – dazu ein gutes soziales Netzwerk, gesunde Ernährung und der Verzicht auf Zigaretten und übermäßigen Alkoholkonsum. All das kann im Alter bis zu sechs Jahre Lebenszeit bringen. Forscher vom schwedischen Karolinska Institut haben den Lebensstil von 1810 Senioren über 75 Jahren untersucht und fanden heraus, dass dieser auch im Alter noch einen großen Einfluss auf die Lebenserwartung hat.

Wer etwas Sport in seinen Alltag eingebaut hat, konnte seine Lebenserwartung um bis zu zwei Jahre steigern. Menschen mit vielen sozialen Kontakten lebten etwa eineinhalb Jahre länger als jene, die einsam waren. Raucher starben ein Jahr früher – doch jene, die im mittleren Alter schon mit dem Rauchen aufhörten, lebten fast so lange wie jene, die noch nie geraucht haben.

Insgesamt konnten Männer ihre Lebenserwartung durch einen guten Lebensstil um bis zu sechs Jahre erhöhen, Frauen um bis zu fünf Jahre, berichten die Forscher auf der Webseite des British Medical Journal.

Aktionsplan

Österreichs Gesundheitsminister Alois Stöger steckt die Ziele mit seinem nationalen Aktionsplan Gesundheit etwas vorsichtiger. Im Rahmen der Präsentation des Berichts über die "Gesundheit und Krankheit der älteren Generation in Österreich" erklärte er Freitag: "Betrachtet man die Jahre, die in Gesundheit verbracht werden, liegt Österreich unter dem Durchschnitt. Daher ist es das oberste Ziel der (erst kürzlich beschlossenen, Anm.) Gesundheitsziele, die Gesundheitserwartung bis 2020 um zwei Jahre zu steigern."

Der Bericht zeigt laut Stöger besonderen Handlungsbedarf in den Bereichen Bewegung, psychische Erkrankungen und Zahnversorgung. "Im Endeffekt muss sich das gesamte Gesundheitssystem mit den Zahlen aus dem Bericht auseinandersetzen." Im nationalen Aktionsplan Ernährung habe man die Bedürfnisse von Senioren berücksichtigt. Der Aktionsplan für mehr Bewegung habe gerade die Konsultationsphase beendet. Die Pläne sollen helfen, die Menschen in ihren Lebenswelten zu erreichen und ihre Gesundheit zu stärken. So konnte etwa der Seniorensport schon erheblich gesteigert werden.

Verbände

Die Präsidenten des Seniorenrates, Andreas Kohl und Karl Blecha, sind am meisten vom mangelnden Gesundheitsbewusstsein der älteren Generation überrascht. Blecha sieht daher einen Auftrag an die Seniorenorganisationen – immerhin ist jeder zweite Pensionist Mitglied eines Seniorenverbands. Außerdem wünscht er sich, dass Hausärzte zu Gesundheitscoaches aufgebaut und als Drehscheibe im Gesundheitssystem aufgewertet werden.

Khol will die Gesundheitsmündigkeit der Österreicher stärken: "Wir müssen Formen der aufsuchenden Information finden – besonders bei älteren Alleinstehenden, die im Bericht schlecht abgeschnitten haben."

Außerdem schlägt er Orientierungskurse vor, die beim Ansuchen um eine Pension angeboten werden. Diese sollen die Menschen neben organisatorischer Hilfe auch dabei unterstützen, ihren Lebensstil im neuen Lebensabschnitt zu verbessern.

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