Auch Palmölersatz kann Umweltprobleme machen

Arbeiter auf einer Palmöl-Plantage in Peat Jaya, Sumatra.
Palmöl steht seit Jahren in der Kritik. Alternativ-Produkte sind ebenfalls problematisch.

Der weltweit steigende Verbrauch von Palmöl belastet die Umwelt. Ein Ersatz durch andere Pflanzenöle ist aber schwierig. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Beratungsfirma Agripol im Auftrag der Umweltschutzorganisation WWF. "Der simple Austausch von Palmöl durch andere Pflanzenöle löst die Probleme nicht, sondern kann sie sogar verschlimmern", sagt WWF-Studienleiterin Ilka Petersen in Berlin. Für Kokos-, Soja- und Rapsöl benötigte man noch weitaus größere Anbauflächen als für Ölpalmen. Dafür müsste im tropischen Gürtel weiterer Regenwald gerodet werden. Dadurch würden wiederum große Mengen an Kohlendioxid (CO2) zusätzlich freigesetzt und so der Treibhauseffekt verstärkt, heißt es in der Untersuchung. Die Abholzung sei schon jetzt beim Palmöl das Hauptproblem. Die Monokulturen verringern auch die biologische Vielfalt.

„Es führt daher kein Weg daran vorbei, den Anbau von Ölpflanzen ausnahmslos umwelt- und sozialverträglicher zu gestalten“, stellte Petersen fest. Zugleich müssten die Konsumenten ihr Verhalten ändern: Weniger Fertiggerichte, Eiscreme, Schokolade, Süß- und Knabberwaren führe auch zu einem geringen Palmöl-Verbrauch. Palmöl dürfe auch nicht mehr in Biokraftstoffen verwendet werden, forderte sie. Der Biologe Holger Kreft, der nicht an der Studie beteiligt war, hält die Ergebnisse für richtig. Ein Umschwenken auf andere pflanzliche Öle sei nicht nur extrem schwierig, sondern würde auch ähnliche Umweltkonflikte auslösen wie der Anbau von Ölpalmen. Vor allem Sojabohnen und Kokospalmen werden Kreft zufolge in tropischen Regionen angebaut und konkurrieren wie die Ölpalme mit dem Regenwald. Der Experte für Biodiversität plädiert für das Einhalten von Standards zur nachhaltigen Palmölproduktion und verweist auf den vom WWF gegründeten Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO). Dazu gehöre, dass kein Regenwald mehr in Palmölplantagen umgewandelt werden dürfe. „Wenn die (Standards) erfüllt werden, wäre das schon mal ein großer Fortschritt.“

In Deutschland werden nach der WWF-Studie jährlich rund 1,8 Millionen Tonnen Palmöl verbraucht. Davon gingen 41 Prozent in Biodiesel und 40 Prozent in Nahrungs- und Futtermittel. Weitere 17 Prozent werden den Angaben zufolge von der Industrie für Reinigungsmittel, Kosmetika und Pharmaprodukte verwendet.
Die sich ausbreitende Palmöl-Produktion wird auch ein Thema auf dem Weltnaturschutzkongress sein, der vom 1. bis 10. September auf Hawaii stattfindet. Zu dem Kongress der Weltnaturschutzunion (IUCN) werden etwa 6000 Teilnehmer erwartet, darunter rund 170 Regierungsvertreter.

Erst kürzlich hatte die IUCN Borneo-Orang-Utans (Pongo pygmaeus) auf ihrer Roten Liste als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Ein wichtiger Grund für die Entwicklung ist den Naturschützern zufolge: Wälder werden für Palmöl-Plantagen abgeholzt und damit der Lebensraum dieser Menschenaffen zerstört. Wissenschaftler warnten in einer Studie nach Auswertung von Anbaulizenzen vor ähnlichen Gefahren für Gorillas, Schimpansen und Bonobos in Teilen Afrikas. Forscher aus Singapur und der Schweiz konnten nachweisen, dass durch solche Plantagen viele Vogelarten in Südostasien ausgestorben sind.

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