Antidepressiva: Bessere Wirkung als Placebo
Eine von Wissenschaftern aus der Schweiz, Großbritannien und Japan durchgeführte Studie vergleicht die Wirksamkeit der 21 weltweit am häufigsten verschriebenen Antidepressiva. Die Meta-Analyse wurde in der Fachzeitschrift „The Lancet“ publiziert, wie die Universität Bern am Donnerstag mitteilte. Ihre Ergebnisse sollen Ärzten bessere Behandlungsentscheide ermöglichen.
Schwere depressive Störungen gehören zu den häufigsten und belastendsten psychischen Erkrankungen bei Erwachsenen weltweit. Zudem verursachen sie hohe Gesundheitskosten. Behandelt werden Depressionen sowohl medikamentös als auch mit Psychotherapie. Antidepressiva werden allerdings häufiger eingesetzt als etwa Verhaltenstherapien.
Daten von mehr als 116.000 Patienten analysiert
Um ihren Patientinnen und Patienten die wirksamsten Präparate zu verschreiben, sind Ärzte auf die bestmögliche Information angewiesen. Während die Wirksamkeit verschiedener Antidepressiva in klinischen Studien bereits verglichen wurde, fehlte bisher ein Überblick über die am häufigsten verwendeten Medikamente und deren Nebenwirkungen. Für eine bessere Informationsgrundlage trugen die Forscher um die Berner Professoren Georgia Salanti und Matthias Egger vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern Daten von 522 klinischen Studien zusammen und analysierten diese. In den Untersuchungen, die zwischen 1979 und 2016 durchgeführt wurden, sind die Angaben von insgesamt 116.477 Patienten enthalten.
Die Wissenschafter stellten fest, dass alle 21 Antidepressiva besser wirken als Placebo. Unterschiede gab es aber bezüglich der Wirksamkeit und Verträglichkeit. So wirken einige Arzneien besser, während sie gleichzeitig seltener wegen unerwünschter Nebenwirkungen von den Patienten abgesetzt werden.
Bessere Behandlungsentscheidungen
Salanti und Egger hoffen, dass ihre Ergebnisse dazu beitragen werden bessere Richtlinien zu entwickeln, welche Ärzten die Entscheide für oder gegen ein bestimmtes Antidepressivum erleichtern. „Obwohl die Unterschiede zwischen Antidepressiva klein sind, sind sie klinisch signifikant und sollten bei Behandlungsentscheidungen berücksichtigt werden“, wurde Egger in der Mitteilung zitiert.
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