Welche Folgen die Angst vorm Zahnarzt haben kann

Welche Folgen die Angst vorm Zahnarzt haben kann
Viele fürchten sich vor der Untersuchung – das bleibt oft nicht ohne Konsequenzen.

Jeder dritte Österreicher hat Angst vorm Zahnarzt. Jeder Zehnte war länger als zwei Jahre nicht bei einer zahnärztlichen Untersuchung. Vor allem Frauen und Jüngere unter 30 Jahren versuchen den professionellen Blick in den Mund zu vermeiden. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Online-Umfrage des Gallup-Instituts unter 1000 Österreichern.

Sechs von zehn Befragten gehen auch dann nicht zum Zahnarzt, wenn sie unter Zahnfleischproblemen leiden. "Meist vergeht wertvolle Zeit, bis Zahnfleischprobleme überhaupt bemerkt werden. Anfangs verursachen sie kaum Schmerzen, dadurch werden sie häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium vom Zahnarzt diagnostiziert", sagte Zahnärztin Corinna Bruckmann von der Österreichischen Gesellschaft für Parodontologie bei einem Pressegespräch.

Zahnfleischbluten

Zwar leiden zwei Drittel der Österreicher zumindest selten unter Zahnfleischbluten beim Zähneputzen und nahezu die Hälfte hat selten bis häufig das Gefühl, das Zahnfleisch wäre geschwollen. Ernst genommen werden diese Beschwerden aber oft nicht. Jeder Zweite gab an, bei sich bereits Zahnfleischschwund bemerkt zu haben – die Zahnhälse sind dann freigelegt vom Zahnfleisch und wirken "länger". Gemeinsam mit Zahnfleischbluten ist das ein deutliches Warnsignal für Parodontitis, eine durch Bakterien bedingte entzündliche Erkrankung des Zahnhalte-Apparats, bei der langfristig der Knochen um den Zahn abgebaut wird (siehe Info). Bruckmann: "Parodontitis verläuft anfangs schmerzlos und unauffällig. Gelegentliches Zahnfleischbluten scheint für die meisten normal, ist aber ein Alarmsymptom."

In der zweiten Lebenshälfte ist die Erkrankung die häufigste Ursache für Zahnverlust. Neben genetischen Faktoren – Männer und Ältere sind häufiger betroffen – spielt auch der Lebensstil eine Rolle. Rauchen, Stress, Übergewicht und Diabetes erhöhen das Risiko deutlich (siehe Grafik). "Die Entzündung kann auch außerhalb des Mundes zu Problemen führen. Parodontitis erhöht beispielsweise das Risiko für Diabetes mellitus. Auch für einen Zusammenhang mit Frühgeburten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt es Hinweise, die aber nicht eindeutig geklärt sind", sagt Bruckmann.

Welche Folgen die Angst vorm Zahnarzt haben kann
Maßgeblich zur Prävention von Zahnproblemen ist die richtige Mundhygiene. Seltene Zahnpflege bleibt oft nicht ohne Konsequenzen: Von den bis zu 30-Jährigen hat bereits jeder Fünfte einen Zahn verloren, bei jedem Sechsten fehlen sogar zwei bis fünf Zähne.

"Zähneputzen verringert die Zahl der Bakterien, beseitigt sie aber nicht vollständig. Die Keime können sich in schwer zugänglichen Regionen wie den Zahnzwischenräumen dauerhaft festsetzen und dort Zahnsubstanz und Zahnfleisch gefährden", betont Astrid Janovsky, Vertreterin der Österreichischen Apothekerkammer. Sie rät zusätzlich zu Zahnseide und Interdentalbürstchen sowie zu medizinischen Mundspülungen. Zahnärzte empfehlen einmal jährlich eine professionelle Mundhygiene. Janovsky: "Mit speziellen Zungenbürsten beseitigt man den bakteriellen Belag auf der Zunge, der häufig für hartnäckigen Mundgeruch verantwortlich ist."

Aufklärungskampagne

Für viele Patienten ist die Apotheke – auch wegen der Angst vor dem Zahnarzt – die erste Anlaufstelle bei Beschwerden im Mundbereich. Österreichs Zahnärzte und Apotheker starten daher mit heute eine gemeinsame Aufklärungskampagne, die über Broschüren und Poster dazu animieren soll, Zähnen und Zahnfleisch mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Der Besuch beim Zahnarzt bei Problemen oder zur Kontrolle sollte jedenfalls nicht aufgeschoben werden. Wer unter starken Ängsten leidet, bei dem helfe laut Bruckmann meist ein geduldiges Gespräch. Es gibt aber auch Experten, die auf angstfreie Behandlung spezialisiert sind, z. B. mit Hypnose, Lachgas oder Vollnarkose.

Alarmzeichen

Greift eine Entzündung des Zahnfleischs auf den Zahnhalte-Apparat über, spricht man von Parodontitis. Die Zähne können sich lockern bis hin zum Zahnausfall. Alarmzeichen sind rötliches, leicht blutendes Zahnfleisch, Mundgeruch und eine Freilegung der Zahnhälse.

Untersuchung

Parodontitis wird bei einer parodontalen Grunduntersuchung festgestellt. Diese wird nicht von den Krankenkassen übernommen und kostet im Schnitt 30 Euro. Dabei wird mit einer stumpfen Sonde Druck auf das Zahnfleisch ausgeübt, um den Abbau des Knochens festzustellen.

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