So gestresst sind die Österreicher

Bereits die Jungen fühlen sich laut einer neuen Umfrage stark belastet.
Vier von zehn stresst der Job, aber auch die Freizeit bringt viele unter Druck. Die größten Stressfaktoren und was man dagegen tun kann.

"Die Zahlen sprechen eine alarmierende Sprache", sagt Inge Schulz von der Allianz Gruppe anlässlich der Präsentation ihrer großen "Allianz Stress-Studie". Vier von zehn Berufstätigen sind akut stressgeplagt, jeder Vierte fühlt sich Burn-out-gefährdet. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Market-Umfrage im Auftrag der Allianz-Versicherung, für die 1000 Personen zwischen 18 und 65 Jahren befragt wurden.

Neben dem Job macht auch die wachsende Belastung im Privatleben vielen Menschen zu schaffen - jeder Vierte fühlt sich in der Freizeit gestresst. "Allerdings muss man das Zusammenspiel berücksichtigen, denn man nimmt den Stress in beide Richtungen mit", sagt Schulz. Außerdem hat sich gezeigt, dass vor allem jene, die ihren Terminkalender im Beruf besonders vollstopfen, auch privat dazu neigen, sich keine Ruhe zu gönnen.

"Oft passiert das aus einem schlechten Gewissen heraus, dass man viel Zeit in den Beruf investiert und dann alles andere abends und am Wochenende unterbringen will." Betroffen sind vor allem die 35- bis 54-Jährigen. "Das lässt sich gut durch die Doppelbelastung mit Familie und häufigem Hausbau erklären, die in dem Alter meist tragend wird." Allerdings dürfte die Doppelbelastung den Männern mehr zu schaffen machen als Frauen.

Die stressigsten Berufe

"Je höher der Grad an Fremdbestimmung und überall dort, wo man Service-orientiert mit vielen Menschen zu tun hat, steigt das Stress-Empfinden", erklärt Schulz die weiteren Umfrage-Ergebnisse. So fühlt sich etwa jeder dritte Arbeiter stark belastet - vor allem, weil er sich die Zeit nicht selbst einteilen kann. Denn im Vergleich dazu fühlt sich nur jeder siebente Selbstständige oder Freiberufler gestresst. "Die freie Arbeitseinteilung ist ein wichtiger Faktor, der dabei hilft, die Arbeit als weniger erdrückend zu empfinden", sagt Schulz. Die höchste berufliche Stressbelastung trifft folglich die Lehrer (45 Prozent), gefolgt von Handelsangestellten (43 Prozent) und Verkehrsbediensteten (42 Prozent).

Als belastend wird vor allem der Zeit- und Leistungsdruck sowie ein schlechtes Betriebsklima empfunden. "Es hat sich gezeigt, dass Überstunden nur von 5 Prozent als Stressfaktor gesehen werden - und das, obwohl wir in Österreich wissen, dass sehr viele Überstunden geleistet werden." Je größer der Betrieb, desto höher ist das Stressempfinden.

Entlastungsmöglichkeiten

Was wünschen sich Mitarbeiter, um Stress zu reduzieren? Wenn das Abarbeiten von Aufgaben erschwert wird, die Zusammenarbeit nicht gut ist oder Arbeitsaufträge unklar sind, erhöht sich das Frustpotenzial, erklärt Schulz. In erster Linie gilt es also, die Arbeitsorganisation zu verbessern, klare Aufträge zu erteilen und auch die Schulung von Führungskräften soll sich als sinnvoll erwiesen haben.

„Beruf über alles“ ist gefährlich

Auch die komplette Fokussierung auf den Beruf kann zu akutem Stressempfinden führen und auf längere Sicht sogar die Gesundheit gefährden. 22 Prozent aller Berufstätigen, und zwar vor allem die jüngeren Männer, stellen gemäß der aktuellen Allianz-Umfrage den Beruf über alles andere und ordnen im Bedarfsfall auch ihr Privatleben unter.

In dieser Gruppe findet sich, wie die Studie zeigt, auch ein erhöhter Anteil an Personen, die über einen schlechten Gesundheitszustand klagen. Am häufigsten ist die Einstellung „Beruf über alles“ in Handwerk und Gewerbe, gefolgt von Handel und Tourismus, selten im Transportwesen, Sozialbereich und öffentlichen Dienst.

Stress lass nach - aber wie?

Als optimaler Stressausgleich dient den meisten Bewegung an der frischen Luft: 28 Prozent treiben Sport. Wobei Frauen häufig auch spazieren oder wandern gehen, um sich vom Alltagsdruck zu entspannen. Hoch im Kurs als „Stresskiller“ stehen auch Handarbeit bei den Frauen und Gartenarbeit bei den Männern, sowie lesen und Musik hören. Auf ausreichend Schlaf in Stresszeiten achten hingegen nur 9 Prozent der Berufstätigen. "Auch das reine Nichtstun wird kaum als Stressausgleich genannt - da stellt sich die Frage, ob die Menschen verlernt haben, einfach loszulassen und nicht zu tun."

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