Jugendliche: Komasaufen kann Knochen schädigen

Jugendliche: Komasaufen kann Knochen schädigen
Ein Experiment mit Schweinen gibt Hinweise, dass bei Jugendlichen mit exzessivem Alkoholkonsum der Knochenaufbau geschädigt wird.

Alkohol schädigt laut einem Experiment von Wiener Wissenschaftern den Knochenaufbau bei jungen Schweinen. Die beteiligten Forscher sehen ihre Pilotstudie als Hinweis dafür, dass das auch bei Jugendlichen mit häufigem, exzessiven Alkoholkonsum der Fall sein könnte.

Dass starker Alkoholkonsum einen wesentlichen Risikofaktor für Osteoporose beim Menschen darstellt, ist seit langem bekannt. In einer vom Forschungsförderungsfonds FWF finanzierten Pilotstudie gingen Peter Pietschmann vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien und seine Mitarbeiter der Frage nach, ob dieser Effekt auch im Jugendalter vorhanden sein könnte. Getestet wurde das in einem Tierversuch mit jungen Schweinen.

"Sie bekamen zwei Monate lang zweimal wöchentlich ein Alkohol-Apfelsaft-Gemisch", sagte Pietschmann. Eine solche Tagesdosis betrug 1,4 Gramm reinen Alkohols pro Kilogramm Körpergewicht. "Bei einem Mann mit 70 Kilogramm Körpergewicht würde das sieben Standarddrinks entsprechen", erklärte der Wissenschafter gegenüber der APA. In den USA würde das den Konsum von sieben Gläsern Bier (je 350 Milliliter) bedeuten. Eine Kontrollgruppe in dem Tierversuch bekam keinen Alkohol, sondern ausschließlich Apfelsaft.

Relevanz für den Menschen

Zu verschiedenen Zeitpunkten entnahm ein Forscherteam Blutproben, um Marker für den Knochen- und Muskelstoffwechsel zu bestimmen. Nach den zwei Monaten wurden auch Proben von für Frakturen anfällige Knochen untersucht. "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass sich Vorgänge der Knochenneubildung verringern", wurde Pietschmann in einer Aussendung zitiert. Neben den Veränderungen im Knochen hätten die Blutproben verminderte Phosphor- und Kalziumspiegel gezeigt, wie das auch beim Menschen typisch für Veränderungen durch Alkoholkonsum sei.

"Wenn sich unsere Hypothese, dass die Knochenformation durch das Trinken vermindert wird, weiter bewahrheitet, heißt das, dass die jungen Menschen, die dieses Problem haben, ihre Knochenmasse nicht so weit aufbauen können, wie es normalerweise der Fall wäre", betonte Pietschmann. Damit könnte das Risiko, im späteren Alter an Osteoporose zu erkranken, auch durch starken Alkoholkonsum in der Jugend erhöht werden. Der Mensch erreicht die größte Knochendichte etwa um 20 Jahre. Sie nimmt danach ab. Vitamin D- und Kalziumversorgung sind bestimmende Ernährungsfaktoren, Sport und Nichtrauchen wirken vorbeugend.

14 Prozent der Österreicher trinken laut einer Befragung aus dem Jahr 2015 Alkohol in einem problematischen Ausmaß. 1994 waren es 18 Prozent gewesen. Männer sind davon doppelt so häufig (19 Prozent) betroffen wie Frauen (neun Prozent). Als problematischer bzw. gesundheitsgefährdender Alkoholkonsum werden längerfristig mehr als 60 Gramm reinen Alkohols pro Tag (drei Krügel Bier bzw. drei Viertel Wein) bei Männern oder 40 Gramm reinen Alkohols bei Frauen angesehen. Der höchste Anteil der Menschen mit problematischem Alkoholkonsum findet sich nicht unter den Jugendlichen, sondern in der Altersgruppe zwischen 50 und 60 Jahren. Bei Schülern (neunte und zehnte Schulstufe) ist in den vergangenen Jahren der Alkoholkonsum zurückgegangen, gemäß einer Vergleichsuntersuchung in 35 europäischen Staaten aber nach wie vor höher als im Durchschnitt.

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